Zystalgie bei Frauen und Männern

Zystalgie ist ein veralteter Begriff, der aus der Verwendung von in- und ausländischer medizinischer Literatur verschwunden ist. Was bedeutet Zystalgie? Aus dem Griechischen übersetzt bedeutet "Blase" plus "Schmerz". Sie identifizierten die unerklärlichen Störungen des Urinierens, die bei Frauen auftreten. Eine geeignetere Definition ist die interstitielle Blasenentzündung, die zahlreiche Manifestationen von Schwierigkeiten bei der Entleerung des Organs umfasst. Interstitielle Blasenentzündung ist ein Syndrom, das durch Blasenschmerzen und Reizsymptome von mehr als 6 Monaten gekennzeichnet ist.

Die Interstitial Cystitis Association hat Zystalgie als schmerzhaftes Blasensyndrom / interstitielle Zystitis (PBS / IC) bezeichnet [Hanno et al. 2005]. [1]Kürzlich hat die Europäische Gesellschaft zur Untersuchung der interstitiellen Blasenentzündung (ESSIC) den Namen „Blasenschmerzsyndrom“ (BPS) vorgeschlagen [van de Merwe et al. 2008]. [2]

Epidemiologie

Das Fehlen klarer diagnostischer Kriterien erlaubt es uns nicht, die genaue Prävalenz von Zystalgie zu bestimmen. Zystalgie tritt sowohl bei Männern als auch bei Frauen aller Rassen und ethnischen Gruppen und Altersgruppen auf. Es ist jedoch häufiger bei Frauen als bei Männern. Eine frühe Prävalenzstudie zeigte, dass die Zystalgie zwischen 1 pro 100.000 und 5,1 pro 100.000 in der Allgemeinbevölkerung lag. Eine aktualisierte epidemiologische Studie aus dem Jahr 2006 zeigt jedoch, dass bis zu 12% der Frauen frühe Symptome einer interzitiellen Blasenentzündung haben können. [3]

Ursachen zystalgie

Die Pathologie entwickelt sich aufgrund einer Verletzung der Funktionen der neuromuskulären Strukturen der Blase, deren Ursache in Folgendem liegt:

• hormonelle Störungen;
• Genitalerkrankungen;

Die Studie bestimmte die Beziehung zwischen interstitieller Zystitis, Endometriose und chronischen Beckenschmerzen. [4]

• Durchblutungsstörungen in den Beckenorganen;
• Autoimmunerkrankungen;

Erhöhte CD8 + - und CD4 + -T-Lymphozyten [MacDermott et al. 1991] finden sich  [5]Plasmazellen und Immunglobuline wie IgG, IgA und IgM [Christmas, 1994]  [6]im Urothel der Blase und auf einer eigenen Platte bei Zystalgie. Es bestehen jedoch weiterhin erhebliche Zweifel, ob diese Ergebnisse kausal sind oder auf die Ursache reagieren.

• Urogenitaltuberkulose mit Schädigung der Blase; [7]
• allergisches Ödem seines Halses. [8]
• Infektionen

Es wurde zuvor angenommen, dass eine bakterielle Infektion die Hauptursache für die bei Zystalgie beobachteten Veränderungen ist. Wilkins und Kollegen schlugen vor, dass Bakterien wie Gardnerella vaginalis und Lactobacillus für die Entwicklung von Zystalgie verantwortlich sein könnten [Wilkins et al. 1989]. [9]Domingue und Kollegen zeigten bei 29% der Patienten mit Zystalgie das Vorhandensein von bakteriellen 16S-rRNA-Genen im Blasengewebe [Domingue et al. 1995]. [10]Mehrere andere Studien haben diese Schlussfolgerung jedoch nicht bestätigt, und es ist mittlerweile allgemein anerkannt, dass eine Infektion nicht die Ursache für Zystalgie ist.

• Umweltfaktoren;

Studien haben auch gezeigt, dass sich die Symptome der Zystalgie durch Stress, scharfes Essen und Rauchen verschlimmern. Eine kürzlich durchgeführte „Preceding IC“ -Studie berichtete, dass sich die Schmerzen bei 97% mit bestimmten Lebensmitteln und Getränken wie Alkohol, Zitrusfrüchten, Kaffee, Limonaden, Tee, Schokolade und Tomaten verschlimmerten [Warren et al. 2008] ist  [11]vergleichbar mit Daten aus der Datenbank für interstitielle Blasenentzündung (ICDB), in der 262 von 270 (97%) Patienten über erhöhte Schmerzen berichteten [Simon et al. 1997]. [12]

• genetische Veranlagung.

Studien haben gezeigt, dass IC bei Zwillingen mit chronischem Müdigkeitssyndrom häufiger auftritt. Kürzlich untersuchten Warren und seine Kollegen die Prävalenz von Zystalgie bei Erstlinienverwandten bei Patienten mit Zystalgie und berichteten, dass bei erwachsenen Erstlinienfrauen die Prävalenz von Zystalgie 17-mal höher ist als in der Allgemeinbevölkerung [Warren et al. 2004]. [13]Sie untersuchten auch die Prävalenz von Zystalgie bei monozygoten und dizygoten Zwillingen und berichteten über eine größere Konsistenz der interktitiellen Zystitis bei monozygoten Zwillingen im Vergleich zu dizygoten Zwillingen, was auf genetische Ursachen für Zystalgie hinweist [Warreni et al. 2001]. [14]

Risikofaktoren

Die Hauptmotoren der Zystalgie sind psychogene Faktoren. Chronische Schmerzen über dem Busen sind mit einer Reaktion auf Erregung verbunden, die vom Zentralnervensystem ausgeht.

Helicobacter pylori, der Erreger der chronischen Gastritis, wird ebenfalls als Risikofaktor angesehen, da beide Organe (Magen und Blase) eine ähnliche Struktur aufweisen, die aus röhrenförmigen Formationen besteht. 

Pathogenese

Zystalgie wird als Reizblasensyndrom angesehen, dessen Ätiologie schwer zu erklären ist. [15]

Interstitielle Blasenentzündung ist eine komplexe entzündliche Erkrankung der Blase. Die Pathophysiologie der Zystalgie ist nicht ganz klar, obwohl die veränderte Permeabilität des Epithels (Theorie der epithelialen Dysfunktion), die Aktivierung der Mastzellen und die erhöhte Empfindlichkeit des afferenten Nervs eine entscheidende Rolle spielen. [16] Eine bedeutende Rolle bei der Pathogenese der Pathologie wird Mastzellen zugewiesen, die vasoaktive und entzündliche Mediatoren enthalten. Sie reagieren auf Substanz P, andere Reizstoffe (Stress, Allergene, Hormone, Bakterien).

Die Schleimhaut schützt die Blase vor dem Eindringen von Toxinen, Karzinogenen, Mikroorganismen und Kaliumsalzen im Urin. Änderungen führen zu einer Verletzung der Permeabilität, dem Durchgang von Kaliumionen durch das Urothel und der Depolarisation der Nerven. Bei Patienten wird eine Zunahme der Anzahl von Nervenenden festgestellt, die eines der Tachykinine (Substanz P) enthalten, einen Rezeptor, der für die Kontraktion der glatten Muskulatur verantwortlich ist. Es wird auch angenommen, dass Zystalgie ein viszerales neuropathisches Schmerzsyndrom ist, das durch eine verstärkte Regulation der Nerven im Becken, Rückenmark und Gehirn vermittelt wird. Vasoaktive und entzündliche Moleküle wie SP und NGF, die von Mastzellen sekretiert werden, erhöhen möglicherweise die Proliferation von Nervenfasern [Theoharides et al. 1995]. [17] Überempfindlichkeit gegen sensorische Afferenzen der Blase kann auch die Ursache für erhöhte Schmerzen oder Hyperalgesie sein. [18], [19]

Der Immunmechanismus spielt eine teilweise Rolle in der Pathophysiologie der Zystalgie. Die Parallele zwischen interstitieller Blasenentzündung und entzündlicher Darmerkrankung ist offensichtlich. [20]

Ein weiterer „Auslöser“ sind weibliche Hormone, insbesondere Östradiol. Es wurde festgestellt, dass perivaskuläre empfindliche Nervenenden überempfindlich gegen SP sind, was zu einer lokalen Kaskade neurogener Entzündungsreaktionen führt, die für pathophysiologische Veränderungen der Zystalgie verantwortlich sind [Marchand et al. 1998]. [21]  Dies erklärt möglicherweise die Verschärfung der Symptome bei Frauen mit Zystalgie vor der Menstruation aufgrund der Freisetzung von Östrogen, das Histamin aus Mastzellen freisetzt, gefolgt von der Sekretion von SP [Pang et al. 1995a]. [22]In ähnlicher Weise kann Stress die Symptome der Zystalgie aufgrund der Freisetzung des Corticotropin-Releasing-Faktors (CRF) und der anschließenden Aktivierung der Mastzellen verschlimmern [Theoharides et al. 2004]. [23]

Symptome zystalgie

Die Hauptsymptome der Krankheit sind häufiges Wasserlassen, zwingend und schmerzhaft, ein Gefühl unvollständiger Entleerung, Schmerzen in der Blase, Perineum, Beschwerden in der Harnröhre.

Ein langer Zeitraum ist charakteristisch für den Krankheitsverlauf: von mehreren Monaten bis zu einem Dutzend Jahren. Ruhige Episoden wechseln sich mit Rückfällen ab, deren Dauer variiert. Um die ersten Anzeichen (Schmerzen, die durch das Füllen der Blase verschlimmert werden, hauptsächlich Tagesdränge) in Abwesenheit einer Infektion im Urin zu verbinden, sind ursachenlose Exazerbationen mit Zystalgie nicht sofort möglich. Eine fundierte Diagnose wird normalerweise nach 5 Jahren an Frauen gestellt, bei Männern ist es schwieriger, sie benötigen mindestens 7 Jahre.

Diese Symptomatik ist größtenteils für Frauen charakteristisch (das Verhältnis der Inzidenz von Frauen und Männern beträgt 9: 1). Sie deuten auch auf eine Zystalgie bei schwangeren Frauen hin. Dies wird durch eine Veränderung des hormonellen Hintergrunds als einer der Faktoren, die die Pathologie verursachen, erleichtert.

Komplikationen und Konsequenzen

Ohne Behandlung oder unzureichendes Niveau hat die Krankheit schwerwiegende Folgen und Komplikationen. Chronische Blasenentzündung, Pyelonephritis, Nephrosklerose, Reflux und Nierenversagen sind möglich.

Diagnose zystalgie

Zystalgie ist nicht leicht zu diagnostizieren, sondern eine Ausschlussdiagnose. Derzeit wird allgemein angenommen, dass die Diagnose von Zystalgie auf Symptomen und dem Ausschluss ähnlicher Zustände wie Beckenschmerzen, Harnwegsinfektionen (UTI), Candida-Infektionen, Endometriose, Beckenorganprolaps, gynäkologischen oder urologischen Malignitäten beruhen sollte. Hyperaktivität der Blase und chronische Prostatitis.

Kürzlich hat die Europäische Gesellschaft zur Untersuchung der interstitiellen Blasenentzündung (ESSIC) [van de Merwe et al. 2008] definiert Zystalgie als chronische Schmerzen, Druck oder Beschwerden im Beckenbereich, von denen angenommen wird, dass sie mit der Blase zusammenhängen und von mindestens einem oder zwei Symptomen einer Harnwegserkrankung begleitet sind, wie z. B. Ständiges Wasserlassen oder häufiges Wasserlassen. Darüber hinaus sind Tests wie Biopsie oder Zystoskopie mit Hydrodistension für die Diagnose von Zystalgie nicht erforderlich, können jedoch zur Klassifizierung der Arten der interstitiellen Blasenentzündung beitragen.

Bei Patienten mit Zystalgie können aufgrund saisonaler Allergien und Geschlechtsverkehr auch Schmerzrückfälle auftreten [Parsons, 2002]. [24]Das Entleeren lindert im Allgemeinen die Schmerzen [Metts, 2001],  [25]und daher können Patienten häufig in kleinen Mengen urinieren, um die Schmerzen beim Füllen der Blase zu lindern. Bei Patienten mit Zystalgie werden häufiger andere Begleiterkrankungen wie IBS diagnostiziert [Novi et al. 2005], [26]entzündliche Darmerkrankungen, Allergien, Fibromyalgie und systemischer Lupus erythematodes (SLE) [Alagiri et al. 1997]. [27]Ein Uriniertagebuch kann nützlich sein, um die Häufigkeit, Nykturie und das Vorhandensein von Auslösern wie Allergien, bestimmten Lebensmitteln und / oder Geschlechtsverkehr zu bestimmen [Nickel, 2004]. [28]Symptom-Screening wie ein Fragebogen zu Beckenschmerzen und Dringlichkeit (PUF) sowie Symptome und Indizes von O'Leary-Sant IC [Parsons et al. 2002a]. [29]

Sie müssen verschiedene Methoden anwenden, darunter eine Anamnese, das Ausfüllen eines speziellen Fragebogentests, in dem die Häufigkeit des Drangs, das Urinvolumen, das Intervall zwischen dem Wasserlassen und andere Informationen zur Bestimmung der Schwere der Symptome sowie eine Vaginaluntersuchung aufgezeichnet werden.

Meistens zeigt eine gynäkologische Untersuchung Schmerzen in der Blase. Die Urodynamik ist normal, mit Ausnahme einer erhöhten Empfindlichkeit der Blase und einer geringen Kapazität. Urinanalyse, Urinkultur und Zystoskopie sind ebenfalls normal. [30]

Bei der Analyse von Urin wird das Vorhandensein von Infektionen, Pilzen, Bakterien und degenerativen Zellen bestimmt. Um Genitalinfektionen zu identifizieren, die mit der Krankheit einhergehen können, nehmen Sie einen Vaginalabstrich.

Von den Methoden der instrumentellen Diagnostik werden Beckenultraschall, MRT, CT, Urethrozystographie mit einem Kontrastmittel verwendet. Die endgültige Diagnose kann jedoch gestellt werden, indem die Blase unter Narkose mit Flüssigkeit gedehnt wird und ein Spiegelbild davon erhalten wird (Hydrodistension). Nachdem sie die Veränderungen entdeckt haben, nehmen sie das Material für eine Biopsie.

Differenzialdiagnose

Unterscheiden Sie Zystalgie mit Diagnosen wie:

• gereizte Blase;
• Harnröhrensyndrom;
• chronische unspezifische Blasenentzündung;
• dringendes und schnelles Dringlichkeitssyndrom;
• gynäkologische Entzündung;
• Endometriose;
• Harn-Tuberkulose;
• bösartige Neubildungen.

Interstitielle Blasenentzündung wird bei Männern häufig fälschlicherweise als Prostatitis und benigne Prostatahyperplasie diagnostiziert. 

Behandlung zystalgie

Die Behandlung von Zystalgie bleibt empirisch. [31] Patienten mit interstitieller Blasenentzündung wird normalerweise eine multimodale Therapie verschrieben, um den Teufelskreis chronischer Entzündungen in jedem Stadium zu durchbrechen.

Studien haben gezeigt, dass viele Patienten gut auf Behandlungsstrategien ansprechen, die verschiedene pharmakologische und nicht-pharmakologische Ansätze verwenden [Nickel und andere. 2005]. [32]

Therapeutische Maßnahmen zur Beseitigung von Zystalgie umfassen: Wiederherstellung des normalen Urinierens, Beseitigung von Schmerzen, Erhöhung der Kapazität der Blase.

Verhütung

Ein gesunder Lebensstil, mäßige körperliche Aktivität, richtige Ernährung, richtige hygienische Pflege der äußeren Urogenitalorgane, rechtzeitige Behandlung auftretender Probleme und die Vermeidung provozierender Faktoren verhindern Zystolgie.

Prognose

Das Erkennen der Krankheit im Frühstadium und die Behandlung geben eine günstige Prognose, die Patienten arbeiten weiter, ihre Lebensqualität verbessert sich, andernfalls kann es zu einer Behinderung kommen.