Blutkrankheiten und Augenveränderungen

Blutkrankheiten betreffen alle Systeme und Organe, einschließlich des Sehorgans.

Bei Anämie (aplastisch, hypochrom, perniziös, sekundär) treten Blässe der Haut und Schleimhäute sowie Blutungen unter der Bindehaut und in die Dicke der Augenlider auf, die auf Gewebehypoxie beruhen. Es kann zu einer Lähmung der äußeren Augapfelmuskulatur kommen. Typische Symptome sind eine Erweiterung der Netzhautgefäße, Mikroaneurysmen der Gefäße, streifenförmige oder schlierenförmige Blutungen entlang der Gefäße oder abgerundete Blutungen, wenn sie in den äußeren Schichten der Netzhaut liegen. Am häufigsten konzentrieren sich die Blutungen um den Sehnerv und die Makula. Präretinale Blutungen und Blutungen in den Glaskörper können auftreten. Die schwerwiegendsten Manifestationen einer Anämie sind sternförmige Exsudation im Makulabereich sowie exsudative Netzhautablösung und Stauung des Sehnervenkopfes.

Bei Leukämie zeigen sich Mikrozirkulationsstörungen in den Gefäßen der Bindehaut des Augapfels. Dies äußert sich in ungleichmäßigem Kaliber und gewundenen Venen sowie der Bildung einzelner Aneurysmen. Im weiteren Verlauf verengen sich die Arteriolen. Bei einigen Patienten werden Mikrothromben der Bindehautvenen nachgewiesen. Im Spätstadium der Erkrankung kommt es bei fast der Hälfte der Patienten zu subkonjunktivalen Blutungen, die bei chronischer myeloblastischer Leukämie ausgeprägter sind.

Ein Merkmal des Fundus bei Leukämie ist ein allgemein blasser Hintergrund mit gelblicher Tönung, Entfärbung des Sehnervenkopfes und Unschärfe seiner Ränder aufgrund eines peripapillären Ödems der Netzhaut. Bei akuter Leukämie haben 15 % der Patienten einen gestauten Sehnervenkopf. Die Netzhautgefäße sind blass, begleitet von weißen Streifen. Bei chronischer lymphatischer Leukämie sind die frühesten Gefäßveränderungen die Erweiterung und Krümmung der Netzhautvenen sowie deren ungleichmäßiges Kaliber.

Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Verengung der Netzhautarterien und im Endstadium zu deren Erweiterung (ein prognostisch ungünstiges Zeichen). Ovale oder runde Blutungen, umgeben von einem rötlichen Ring, sind nur bei Leukämie charakteristisch. Auch präretinale Blutungen können auftreten. Ursachen für Blutungen sind Thrombozytopenie, anämische Dysproteinämie und die gerinnungshemmende Wirkung von Globulinen.

Bei myeloischer Leukämie ragen zahlreiche Knoten über die Netzhautoberfläche hinaus, umgeben von einem Ring aus Blutungen – Myelomen. Ähnliche Formationen finden sich in den Knochen und der Dura mater, sind dort aber nicht sichtbar. Der Augenhintergrund ist blass, die Papille schwer zu erkennen. Der Gefäßtonus ist reduziert, eine Arterie ist nicht von einer Vene zu unterscheiden: Die Sehschärfe ist bei zentral gelegenen Myelomen und Blutungen reduziert.

Häufig werden Augensymptome früher erkannt als andere klinische Manifestationen der Krankheit.

Die Behandlung von Augenmanifestationen erfolgt gemeinsam mit einem Hämatologen. Bei massiven Blutungen in der Netzhaut wird die allgemeine Behandlung durch Angioprotektoren (Dicynon, Ascorutin) und Kortikosteroide (lokal - Dexazon in Tropfen) ergänzt.

In der Phase der Besserung des Allgemeinzustandes der Patienten verbessert sich auch der Zustand des Sehorgans. Es wurde eine Tendenz zur Resorption von Blutungen in der Netzhaut festgestellt.

Bei hämorrhagischer Diathese kommt es zu einer allgemeinen Blutungsvermehrung. Blutungen finden sich in der Bindehaut und in den inneren Schichten der Netzhaut in der Nähe des Sehnervenkopfes. Blutungen gehen oft mit Exsudation einher.

Bei Erythrämie kommt es aufgrund veränderter rheologischer Eigenschaften des Blutes zu einer Störung der Mikrozirkulation, was zur Bildung von Blutgerinnseln in kleinen und großen Gefäßen der Netzhaut führt. Die Papille ist geschwollen und gerötet, die Venen sind gewunden und erweitert, und es kommt zu zahlreichen Blutungen um sie herum. Die Arterien sind unverändert. Der Augenhintergrund ist dunkel und zyanotisch. Die Untersuchung von Veränderungen des Augenhintergrunds bei Bluterkrankungen ermöglicht eine rechtzeitige Diagnose, die Überwachung der Prozessdynamik und der Wirkung von Medikamenten sowie die Einschätzung der Prognose.

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