Offene Wunden

Gemäß der von der WHO übernommenen Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ISD 2010) werden offene Wunden der Klasse 19 (Verletzungen) zugeordnet und haben die ICD-10-Codes S00–S90 und T00–T98.

So werden offene Wunden an mehreren Körperstellen mit T01.1 – T01.9 bezeichnet und eine offene Wunde an einer nicht näher bezeichneten Körperstelle mit T14.0 – T14.1 kodiert.

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Ursachen offene Wunde

Offene Wunden umfassen mechanische Verletzungen des Körpers mit unterschiedlichen morphologischen Parametern und einer Verletzung der Hautintegrität: Punkt (punktiert), Schnitt, Hackwunde, Riss, Quetschung, Prellung, Biss, Schusswunde. Eine offene Wunde kann nicht nur die Haut und die darunter liegenden Weichteile, sondern auch Knochen, Gelenke, Blutgefäße, Nerven und einzelne Organe betreffen.

Beim Fallen mit Rutschen oder Reibung auf unebenen Oberflächen kommt es zu Abschürfungen – Schäden an den oberen Hautschichten. Die Pathogenese einer punktierten offenen Wunde ist mit punktuellen traumatischen Schäden durch verschiedene schmale, scharfe Gegenstände verbunden, d. h. Einstichen der Haut, der Schleimhäute und der Weichteile.

Bei Schnitt- und Hackwunden geht die Verletzung durch einen scharfen Gegenstand in horizontaler Ebene (oder in einem Winkel zu bestimmten Körperteilen) mit einem unterschiedlich starken Eindringen in Weichteile einher, bei gleichzeitiger Schädigung der Blutgefäße und meist einer Divergenz der Schnittränder (klaffende Wunde).

Die Ursachen einer offenen Wunde können auch mit einem starken Bluterguss verbunden sein, wenn eine Person stürzt, ein schwerer Gegenstand auf verschiedene Körperteile fällt oder ein kleiner Gegenstand eine Person trifft, sich aber mit hoher Geschwindigkeit bewegt. Eine offene Risswunde kann durch einen Bruch der Extremität verursacht werden – wenn das Unterhautgewebe und die Haut durch ein herausgetretenes Knochenfragment gebrochen werden.

Wenn sich das geschädigte Gewebe (insbesondere Unterhautgewebe und Muskelfasern) vollständig von den Wundrändern löst, handelt es sich in diesem Fall um eine skalpierte (lappenförmige) offene Wunde. Bei Quetschwunden kommt es – durch sehr starke mechanische Einwirkung – zu einer teilweisen oder vollständigen Zerstörung des Gewebes, die Knochen, Sehnen, Nerven und Blutgefäße beeinträchtigen kann.

Wie Chirurgen anmerken, öffnet jede traumatische Schädigung der Haut den Zugang für die negativen Auswirkungen der äußeren Umgebung auf alle inneren Strukturen im geschädigten Bereich.

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Symptome offene Wunde

Dabei ist zu beachten, dass die Symptome einer offenen Wunde von der Art und Stärke des schädigenden Faktors sowie von der Größe, Tiefe und Lokalisation der Schädigung abhängen.

Die ersten Anzeichen einer offenen Wunde sind Schmerzen und Blutungen. Ihre Intensität wird auch von den oben genannten Faktoren bestimmt: Bei leichten Verletzungen (Kratzern, Abschürfungen) kann der Schmerz minimal sein, wobei eine kleine Menge Blut aus den Kapillaren austritt. Stich-, Schnitt- und Schusswunden gehen jedoch mit sehr starken Schmerzen (bis hin zum Schmerzschock) und Blutungen (oft innerlich) einher, die bei Schäden an großen Gefäßen einen großen Blutverlust drohen und irreversible Folgen für das Leben des Opfers haben.

Zu den klinischen Symptomen der meisten Wundarten gehören das Auseinanderlaufen der gegenüberliegenden Wundränder und das Aufklaffen offener innerer Gewebe. Dieses Symptom ist bei Schnitt- oder Hackverletzungen, die quer zu Faszien und Muskelfasern verlaufen, stärker ausgeprägt. Gleichzeitig können tiefere Strukturen, einschließlich innerer Organe, geschädigt werden.

Das Auftreten von Hämatomen (die eitrig werden können), die typisch für Quetsch-, Quetsch- und Bisswunden sind, ist mit der Ansammlung von Blut verbunden, das aus beschädigten Kapillaren im Interzellularraum von Weichteilen ausgetreten ist. Offene, penetrierende Schusswunden zeichnen sich durch unebene Ränder mit nekrotischen Elementen, das Vorhandensein von Blutergüssen sowie das Eindringen von Blut in die inneren Körperhöhlen aus. Gleichzeitig führen schwere Wunden zu erheblichem Blutverlust, der Blutdruckabfall, Schwindel, Zyanose der Haut und Schleimhäute, Pulsveränderungen und Bewusstlosigkeit verursacht.

Werden Wunden nicht rechtzeitig behandelt, kommt es infolge einer bakteriellen Infektion des Unterhautgewebes zu unvermeidlichen Komplikationen in Form einer Entzündung: Hyperämie des Wundbereichs, Schwellung, verstärkte Schmerzen, Bildung nekrotischer Bereiche und eitriger Ausfluss mit fauligem Geruch, erhöhte lokale Temperatur und allgemeines Fieber. Dies ist das typische Bild offener eitriger Wunden.

Komplikationen und Konsequenzen

Zu den typischen und häufigen negativen Folgen zählen Ärzte vorübergehende oder dauerhafte Funktionsverluste, beispielsweise aufgrund von Gewebeschäden am Bewegungsapparat oder betroffenen inneren Organen; infektiöse Komplikationen (Sepsis, Gangrän); Deformationen durch die entstehenden Narben.

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Diagnose offene Wunde

Eine offene Wunde kann von einem Chirurgen oder Traumatologen leicht diagnostiziert werden. Um sie zu identifizieren, genügt es, eine äußere Untersuchung der Verletzung durchzuführen und ihr Ausmaß einzuschätzen.

Bei Unfällen erfordert eine offene Wunde dringend medizinische Versorgung. Zunächst muss die Blutung durch Kompression des beschädigten Gefäßes gestoppt und Maßnahmen gegen den Schmerzschock ergriffen werden. Anschließend benötigt der Arzt Informationen über die Wundursache und muss feststellen, ob tiefere Verletzungen vorliegen. Ebenso wichtige diagnostische Indikatoren sind das Ausmaß des Blutverlusts und der Allgemeinzustand des Opfers.

Die instrumentelle Diagnostik mittels Röntgen wird bei offenen Quetsch- und Schusswunden durchgeführt – um das Vorhandensein von Fremdkörpern, Kugeln oder Granatsplittern festzustellen und den Bereich und das Ausmaß der Schädigung zu bestimmen, sowie in komplexen Fällen von tiefen Einstichen und Schnitten (wenn es sehr schwierig ist, visuell zu beurteilen, wie tief das Gewebe geschädigt ist).

Zusätzlich zu einer allgemeinen Blutuntersuchung können bei drohender oder beginnender eitriger Entzündung (vor der Anwendung von Antibiotika) Tests erforderlich sein – bakteriologische Blutkultur und biochemische Untersuchung des Wundausflusses zur Bestimmung des pathogenen Erregers der Infektion (Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes, Enterococcus-Arten, Clostridium septicum, Clostridium perfringtns, Proteus spp., E. Corrodens, Neisseria, Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella spp.).

In der klinischen Praxis werden zur Unterdrückung des invasiven Infektionsprozesses jedoch lediglich Injektionen von Antibiotika mit einem breiten antimikrobiellen Spektrum (Cephalosporine der neuesten Generation in Kombination mit halbsynthetischen Arzneimitteln der Penicillin-Gruppe) verwendet.

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Behandlung offene Wunde

Die Behandlung offener Wunden – tiefe Stichwunden, Quetschwunden, Schnittwunden, Schusswunden, Skalpwunden – erfolgt durch einen Arzt. Tetanusserum ist obligatorisch, bei Tierbissen Tollwut-Immunglobulin.

In vielen Fällen wird geschädigtes Gewebe entfernt und die Wunde vernäht – sofern keine Entzündung vorliegt. Ihre Entwicklung lässt sich jedoch oft nicht vermeiden. Dann müssen Chirurgen die Fäden entfernen und eine Drainage installieren, um das in der Wundhöhle angesammelte Exsudat abzuleiten, oder auf eine Trocknung durch osmotische Drainage zurückgreifen – das heißt, täglich mit Natriumchlorid-, Magnesiumsulfat- oder Glukoselösungen angefeuchtete Verbände auftragen.

Zur Bekämpfung von Infektionen und Entzündungen sowie zur Aktivierung von Granulationsprozessen werden folgende Medikamente eingesetzt:

• Antiseptische Lösungen Iodinol, Roccal, Baliz-2, Betadin, Decamethoxin, Miramistin, Tsigerol;
• Schmerzlindernde, entzündungshemmende und wundheilende Sprays für offene Wunden Olazol (mit Anästhesin, Chloramphenicol und Sanddornöl), Vinisol (mit Vinylin und Linetol), Hyposol (mit Nipazol, Methyluracil und Sanddornöl), Levovinizol (mit Chloramphenicol).
• Salben (einschließlich Unterverbände): Biopin, Dioxidin, Levosin oder Levonorcin (mit Chloramphenicol und Sulfadimethoxin), Triasept oder Baneocin (mit Bacitracin und Neomycin), Streptonitol (mit Streptozid), Oflokain oder Oflomelid (mit Ofloxacin und Lidocain), Sulfamylacetat, Methyluracil, Bactroban (Bonderm, Mupirocin), Nitacid, Undecin, Vishnevsky-Liniment, Synthomycin-Emulsion usw.

Um den Heilungsprozess von Schnittwunden, Abschürfungen und anderen oberflächlichen Verletzungen der Epidermis zu beschleunigen, ist das kolloidale Gel für offene Wunden Feniran vorgesehen. Wie in der Gebrauchsanweisung angegeben, kann dieses Produkt sowohl bei trockenen als auch bei feuchten Wunden angewendet werden – einmal täglich, gefolgt vom Anlegen eines sterilen Verbandes oder dem Abdecken der Wundoberfläche mit einem Pflaster.

Wenn die Bildung von Granulationsgewebe in der Wunde langsam verläuft, können Sie Kolotsil verwenden – einen speziellen Schwamm aus Kollagenase mit Antiseptika (Furacilin und Borsäure), Novocain (zur Lokalanästhesie) und Chondroitinschwefelsäure in Form von Chonsurid (zur Stimulierung der Wundepithelisierung). Eine sterile Platte wird auf die Wundoberfläche aufgebracht und mit einem Verband oder Pflaster fixiert (es wird empfohlen, den Verband alle 2-3 Tage zu wechseln). Der Schwamm löst sich allmählich auf und die darunterliegende Wunde heilt – aufgrund der Granulation.

Behandlung offener Wunden

Der erste und obligatorische Schritt für einen erfolgreichen Ausgang der Verletzung ist das sofortige Stoppen von Blutungen jeglicher Intensität auf die effektivste Weise: Anlegen eines Tourniquets, Zusammendrücken der Gefäße mit den Fingern oder Anlegen eines Druckverbandes. Der zweite Schritt ist die rechtzeitige Behandlung offener Wunden gemäß den Regeln der Antisepsis. Und die dritte obligatorische Bedingung: In schweren Fällen ist die Teilnahme eines Arztes und in kritischen Situationen ohne medizinisches Notfallpersonal nicht möglich.

Bei einem normalen Kratzer reicht es aus, ihn mit Brillantgrün zu schmieren, bei einer kontaminierten Abschürfung oder einer anderen offenen Wunde muss er jedoch vorgewaschen werden. Womit wäscht man eine offene Wunde? Mediziner empfehlen dazu Wasserstoffperoxid (3%ige Lösung), Furacilin- oder Furocin-Lösungen, eine schwache Kaliumpermanganatlösung (Mangan) oder eine 0,5%ige Chlorhexidingluconatlösung. Sie können auch flüssige antibakterielle Mittel wie Dioxidin, Dekasan, Miramistin (Dezmistin) oder Octenisept verwenden. Anschließend sollte die Wunde mit einer sterilen Serviette (oder einem Stück sterilem Verband) getrocknet und ihre Ränder mit einer alkoholischen Jodlösung geschmiert werden.

Ein bakterizides Pflaster wird nur bei geringfügigen Schäden auf eine offene Wunde aufgetragen – nach der Behandlung mit einem Antiseptikum. Bei großen Wundflächen wird jedoch eine mit flüssigem Antiseptikum (ohne Ethylalkohol) getränkte Serviette darauf aufgetragen, darüber eine trockene Serviette gelegt und mit einem Pflaster, einem Stricknetz oder einem normalen Mullverband befestigt. Tiefe Wunden werden tamponiert

Es ist zu beachten, dass Verbände auf offenen Wunden vor weiteren Verletzungen und Infektionen schützen sollen. Daher sollte der Körperteil, auf den der Verband angelegt wird, in einer möglichst physiologischen Position gehalten werden. Enge Verbände sind verboten. Alle Verbandmaterialien sollten steril sein und die Hände der Person, die den Verband anlegt, sollten sauber sein.

Es wird auch nicht empfohlen, alles, was tief im beschädigten Gewebe sitzt, selbstständig aus der Wunde zu ziehen: Dies sollte ein Arzt während der chirurgischen Behandlung des verletzten Bereichs durchführen.

Volksbehandlung offener Wunden

Es ist klar, dass eine Volksbehandlung in dieser Situation nicht immer möglich ist, obwohl die entzündungshemmenden und regenerierenden Eigenschaften von Propolis, Aloe oder Tannenöl außer Zweifel stehen.

Es wird eine Methode zur Behandlung eitriger Wunden unter Verwendung einer Mischung aus Holzkohle und Alaun sowie Terpentinemulsion (50–60 ml reines Terpentin pro 500 ml abgekochtes Wasser) beschrieben.

Bei offenen Wunden besteht die Kräuterbehandlung aus dem Auflegen von Kompressen mit Dekokten und Aufgüssen aus Beinwellwurzeln (Rittersporn) oder Kalmus, Johanniskraut, Schafgarbe, Mädesüß, Weißklee, Knabenkraut, Eichenrinde, Wegerichblättern, Himbeeren, Birken und Erlen sowie Kamillenblüten und Ringelblumen.

Übrigens gibt es eine Salbe und ein Gel auf Beinwellbasis, die Allantoin enthalten (fördert die Fibroblastenproliferation und die Synthese der extrazellulären Matrix). Die Anwendung dieser Salbe kann die Wundheilung deutlich beschleunigen.

Und der Ausgangsstoff für das antibakterielle Medikament Imanin (in Form eines Pulvers zum Trocknen feuchter Wunden) ist Johanniskraut. Wenn dieses Pulver mit Vaseline und Lanolin vermischt wird, entsteht eine antiseptische Salbe (sie sollte bei +12–15 °C in einem fest verschlossenen Gefäß aufbewahrt werden).

Zur Behandlung offener Wunden bietet die Homöopathie:

• das Medikament Hepar sulfuris (basierend auf Kalzium und Schwefel) - reduziert die Intensität der Eiterung;
• Lachesis (basierend auf Klapperschlangengift) – verhindert die Entwicklung von Nekrose;
• Staphysagria, ein Heilmittel aus der Pflanze Delphinium staphisagria aus der Familie der Hahnenfußgewächse, wird verschrieben, wenn die Wunde geschnitten ist.
• Ledum-Heilmittel aus Sumpf-Wilder Rosmarin – zur besseren Heilung von Stichwunden;
• Arnikapräparat (auf Basis der Berg-Arnikapflanze) – regt die Durchblutung der Kapillaren an;
• Silicea terra, ein Präparat auf Silikonbasis, unterstützt den Narbenbildungsprozess.

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Verhütung

In diesem Fall ist nur eine Vorbeugung von Komplikationen möglich, die darin besteht, die Grundsätze der Antisepsis zu befolgen, bei der Entwicklung von Entzündungen und Eiterungen geeignete Medikamente einzusetzen und die Wunde in allen Phasen ihrer Behandlung richtig zu pflegen.

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Prognose

Die Folgen offener Wunden und ihre Prognose hängen von fast denselben Faktoren ab wie der Erfolg ihrer Behandlung.

Und vergessen wir nicht, dass eine offene Wunde – je nach Lage und Tiefe – tödlich sein kann. Laut Statistik sind unbeabsichtigte Verletzungen mit offenen und geschlossenen Wunden für mehr als 6 % aller Todesfälle weltweit verantwortlich.