Was verursacht die Grippe?

Ursachen der Grippe

Influenza-Erreger sind RNA-haltige Viren aus der Familie der Orthomyxoviren mit einem Durchmesser von 80–120 nm. Sie besitzen eine Lipoproteinmembran, die aus den Glykoproteinen Neuraminidase (N) und Hämagglutinin (H) besteht. Anhand des Nukleoproteins (NP) und des Matrixproteins (M) werden Influenzaviren in drei antigenisch unabhängige Typen A, B und C eingeteilt. Anhand der antigenen Varianten der Glykoproteine H und N werden Subtypen des Influenza-A-Virus unterschieden. Derzeit sind 16 Hämagglutinin-Subtypen (HI-H16) und 12 Neuraminidase-Subtypen (N1-N12) bekannt; Virusstämme werden üblicherweise mit einer kurzen Antigenformel bezeichnet: H1N1, H2N1, H3N2 usw.

Beim Menschen wird die Krankheit hauptsächlich durch Viren mit den Hämagglutinin-Subtypen HI, H2, H3 und Neuraminidase - N1, N2 verursacht. In den letzten Jahren wurden Krankheitsfälle registriert, die durch Vogelgrippeviren mit der Antigenformel H5N13, H7N7 verursacht wurden. Variationen in der Struktur von Hämagglutinin und Neuraminidase führen zur Entstehung neuer serologischer Varianten des Grippevirus. Änderungen der Antigenstruktur können durch Antigendrift oder Antigenshift auftreten. Antigendrift sind geringfügige Änderungen in der Struktur des Antigens (normalerweise Hämagglutinin), die durch Punktmutationen verursacht werden. Beim Antigenshift kommt es wahrscheinlich aufgrund einer genetischen Rekombination zwischen Stämmen menschlicher und tierischer Viren zu einem vollständigen Austausch des Hämagglutinin- und/oder Neuraminidase-Subtyps (viel seltener). Das Influenzavirus Typ B ist deutlich weniger variabel, während das Virus Typ C durch eine Konstanz der antigenen Struktur gekennzeichnet ist.

Pathogenese der Grippe

In der Pathogenese der Influenza sind die epitheliotropen und allgemeintoxischen Wirkungen des Virus von größter Bedeutung. Das Virus gelangt durch Staub oder Tröpfchen mit kleinen Aerosolpartikeln in die Schleimhäute der oberen Atemwege und dringt in die Flimmerepithelzellen ein, wo es sich vermehrt. Die Vermehrung des Virus in Epithelzellen führt zu deren Dystrophie, Nekrose und Abschuppung. Neben dem Flimmerepithel kann das Influenzavirus auch Alveolarmakrophagen, Becherzellen und Alveolozyten befallen. Durch beschädigte Epithelbarrieren gelangen das Virus und die Zerfallsprodukte des Gewebes in den Blutkreislauf und entfalten dort eine allgemeintoxische Wirkung.

Hämodynamische Störungen treten in verschiedenen Organen und Systemen auf und sind das Hauptglied in der Pathogenese schwerer Formen der Krankheit. Ausgeprägte Durchblutungsstörungen im Zentralnervensystem führen zu Enzephalopathie, in der Lunge zu segmentalen oder ausgedehnten hämorrhagischen Ödemen, im Mesenterium zu abdominalen Syndromen usw.

Epidemiologie der Grippe

Influenza ist eine weit verbreitete Infektionskrankheit mit epidemischer und pandemischer Morbidität. In der interepidemischen Phase wird die Morbidität durch sporadische Fälle und lokale Ausbrüche aufrechterhalten. Während einer Epidemie/Pandemie kommt es zu einer natürlichen Immunisierung des Großteils der Bevölkerung und einem Rückgang der anfälligen Bevölkerung, was zu einem raschen Rückgang der Morbidität führt. Die am weitesten verbreiteten Erkrankungen werden mit dem Virustyp A in Verbindung gebracht, das Virustyp B verursacht in der Regel lokale Ausbrüche und das Virustyp C sporadische Fälle. Influenza-Epidemien treten fast jährlich auf und werden durch das Auftreten neuer Virusstämme aufgrund von Antigendrift verursacht. Influenza-Pandemien sind relativ selten, treten alle 10–20 Jahre oder häufiger auf und sind mit einem Wechsel des Virussubtyps aufgrund von Antigenshift verbunden.

Die Infektionsquelle ist eine erkrankte Person, die das Virus nach dem Ende der Inkubationszeit und während der gesamten Fieberperiode in die Umwelt freisetzt. Nach dem 5.–7. Krankheitstag nimmt die Viruskonzentration in der Ausatemluft stark ab, und der Patient stellt praktisch keine Gefahr mehr für andere dar. Patienten mit latenten und subklinischen Krankheitsformen, die weiterhin einen aktiven Lebensstil führen und eine große Anzahl von Menschen infizieren können, stellen eine erhebliche epidemiologische Gefahr dar. Influenzaviren sind in der Umwelt instabil und reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen, Austrocknung und Sonneneinstrahlung. Sie sterben außerdem schnell ab, wenn sie Desinfektionslösungen ausgesetzt werden.

Die Infektion wird durch Tröpfchen in der Luft übertragen. In seltenen Fällen kann die Infektion durch Haushaltsgegenstände (Schnuller, Spielzeug, Unterwäsche, Geschirr usw.) übertragen werden. Die Anfälligkeit für Grippe ist universell. Kinder in den ersten Lebensmonaten sind relativ resistent gegen Grippe, was mit der passiven Immunität der Mutter verbunden ist (selbst Neugeborene können erkranken, wenn die Mutter keine schützenden Antikörper hat). Nach der Grippe bildet sich eine anhaltende typspezifische Immunität, wiederholte Erkrankungen werden durch eine Infektion mit einem neuen Serovar des Virus verursacht.

Eine Infektion mit dem Vogelgrippevirus tritt bei Menschen auf, die Geflügel halten. In solchen Fällen können sich mehrere Personen anstecken; es wurden Fälle von Familienausbrüchen beschrieben, bei denen sich Kinder ansteckten, und die Krankheit verlief extrem schwer. Das Vogelgrippevirus wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Hühner, Enten und Truthähne sind die direkte Infektionsquelle für Menschen; Viren werden hauptsächlich durch wilde Wasservögel in Haushalte eingeschleppt.