Glutamin

Hauptfunktionen

• Stärkt die Immunfunktion.
• Beugt dem Übertrainingssyndrom vor.

[ 1 ], [ 2 ], [ 3 ], [ 4 ]

Theoretische Grundlagen

Glutamin ist die am häufigsten vorkommende Aminosäure im menschlichen Plasma und in den Muskeln. Skelettmuskeln synthetisieren, speichern und setzen Glutamin in hohem Maße frei. Es ist an der Proteinsynthese beteiligt, dient als Stickstoffspender für die Nukleotidsynthese, transportiert Stickstoff zwischen verschiedenen Geweben und ist ein Substrat für die Urinbildung. Glutamin ist eine wichtige Nährstoffquelle für Darm-Enterozyten und Immunsystemzellen.

Glutamin scheint in Zeiten hohen metabolischen Stresses oder schwerer Erkrankungen bedingt essentiell zu sein. Infektionen, Operationen, Traumata, Azidose und Verbrennungen führen zu einer Senkung der Glutaminwerte im Skelett und Plasma. Auch langfristige Ausdauersportarten wie Marathonläufe können die Plasmaglutaminkonzentration senken. Darüber hinaus sind die Plasmaglutaminkonzentrationen bei übertrainierten Sportlern deutlich niedriger als bei Kontrollsportlern.

Da Glutamin für eine optimale Funktion des Immunsystems unerlässlich ist, kann ein niedriger Glutaminspiegel im Plasma die Immunfunktion beeinträchtigen und das Infektionsrisiko erhöhen. Glutaminpräparate können die Immunfunktion stärken, das Infektionsrisiko senken und dem Übertrainingssyndrom vorbeugen.

Forschungsergebnisse

Die Vorteile einer Glutaminsupplementierung bei Krankenhauspatienten in Zeiten starker körperlicher Belastung sind allgemein bekannt. Eine orale oder parenterale Glutaminsupplementierung nach einem schweren Trauma oder einer Operation trägt dazu bei, die Glutaminkonzentration in der Muskulatur aufrechtzuerhalten, die 3-Methylhistidin-Ausscheidung (ein Marker für Muskelkatabolismus) zu verbessern, Darmatrophie vorzubeugen, das Körpergewicht zu erhöhen und Krankenhausaufenthalte zu verkürzen.

Der Nutzen einer Glutaminergänzung für Sportler während intensiver Trainingsphasen ist jedoch noch nicht erwiesen. Castell et al. untersuchten die Wirkung einer Glutaminergänzung bei Mittelstreckenläufern, Marathon- und Ultramarathonläufern sowie Eliteruderern. Die Beobachtungen erfolgten während des Trainings und der Wettkämpfe. Unmittelbar nach der körperlichen Erschöpfung erhielten 72 Sportler ein glutaminhaltiges Getränk und 79 ein Placebo. Sieben Tage lang nach dem Training füllten die Sportler Fragebögen zum Auftreten von Infektionen aus. Der Anteil der Sportler, die von keinen Infektionen berichteten, war in der Gruppe mit Glutaminergänzung (81 %) deutlich höher als in der Placebogruppe (49 %). Die Infektionen waren nach intensivem Training bei den Mittelstreckenläufern am geringsten und bei den Marathon- und Ultramarathonläufern sowie Eliteruderern am höchsten. In einer späteren Studie berichteten Castell et al., dass eine Glutaminergänzung die Funktion des Immunsystems (gemessen anhand der Lymphozytenverteilung) offenbar nicht beeinträchtigte.

Rohde et al. untersuchten die Auswirkungen von Glutaminpräparaten und wiederholtem Training auf den Status der Immunzellen in einem randomisierten, placebokontrollierten Crossover-Experiment. Acht Athleten fuhren 30, 45 und 60 Minuten bei 75 % VO2max und ruhten sich zwischen den Fahrten zwei Stunden aus. Obwohl der Plasmaglutaminspiegel in der Gruppe mit Glutaminpräparaten konstant blieb und in der Placebogruppe sank, sanken die Lymphozyten- und Phytohämagglutinin-stimulierten Lymphozytenzahlen zwei Stunden nach jeder Fahrt in beiden Gruppen. Somit sind Immunveränderungen nach dem Training unabhängig von verringerten Plasmaglutaminkonzentrationen.

Empfehlungen

Die Plasmaglutaminkonzentration kann nach intensivem Training sinken und zu einem Glutaminmangel führen. Eine ausreichende tägliche Kohlenhydratzufuhr kann jedoch dazu beitragen, Muskelglykogenmangel und Übertraining vorzubeugen und einen normalen Glutaminspiegel aufrechtzuerhalten. Während einige vorläufige Daten darauf hindeuten, dass eine Glutaminergänzung das Auftreten von Atemwegsinfektionen bei Sportlern reduzieren kann, sind weitere Studien erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen.