Wie attraktives Aussehen zu risikoreicherem Verhalten bei jungen Menschen beiträgt

Eine neue Studie stellt die Vorstellung in Frage, dass gutes Aussehen der Schlüssel zum Glück ist. Sie zeigt, dass Attraktivität bei jungen Menschen zu riskanterem Verhalten führt. Je attraktiver ein Teenager ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er häufiger ausgeht und mehr Alkohol trinkt. Laut Professor Colin Peter Green vom Institut für Wirtschaftswissenschaften der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) erhöht dies das Risiko, später Alkoholprobleme zu entwickeln.

Alkohol, Sex und Drogen

In der Studie „Beauty, Underage Drinking, and Adolescent Risk Behavior“ konzentrierten sich Green und Kollegen aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich auf den Alkoholkonsum Minderjähriger, um zu untersuchen, wie Schönheit zu riskantem Verhalten führen kann.

Die Forscher untersuchten sechs Arten riskanten Verhaltens: Alkoholkonsum, Rauschtrinken, Rauchen, Drogenkonsum, ungeschützten Geschlechtsverkehr und ungewollte Schwangerschaft. Die meisten dieser Verhaltensweisen sind für sich genommen riskant genug, können aber später im Leben auch Probleme verursachen. Beispielsweise kann eine Schwangerschaft im Teenageralter negative Auswirkungen auf Bildung und Einkommen haben, und früher Alkoholkonsum kann zu Alkoholismus führen.

Attraktiv und diejenigen, die am meisten trinken

Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Aussehen und Verhalten bei Teenagern. Dies gilt für beide Geschlechter, aber besonders attraktive Mädchen neigen eher zum Alkoholkonsum und trinken mehr als ihre weniger attraktiven Freundinnen.

Unser wichtigstes Ergebnis ist, dass junge Menschen, die als besonders attraktiv gelten, häufiger Alkohol trinken und sich dem Rauschtrinken hingeben, also dem Konsum mehrerer Tage hintereinander. Die Studie zeigt, dass die Risiken, die sie eingehen, und ihre Zukunft eng mit ihrem Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl verknüpft sind.

Einfluss auf Lebensentscheidungen

Viele Studien bestätigen, dass gutes Aussehen ein Vorteil ist. Die attraktivsten Menschen sind auf dem Arbeitsmarkt erfolgreicher und erhalten höhere Gehälter. In der Wissenschaft werden körperlich attraktive Forscher häufiger zitiert. Attraktive Professoren erhalten bessere Noten und gute Politiker sind bei Wahlen erfolgreich.

Green und seine Kollegen verfolgten einen etwas anderen Ansatz:

Wir wollten untersuchen, wie Schönheit wichtige Lebensentscheidungen junger Menschen beeinflusst, bevor sie erwachsen werden. Wir stellten die Hypothese auf, dass das Aussehen riskantes Verhalten beeinflussen könnte, das später im Leben Konsequenzen hat.

30.000 junge Menschen

Dies ist die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen Aussehen und Risikoverhalten untersucht. Die Daten stammen aus der Add Health (Adolescent to Adult Health) Studie in den USA, der größten Längsschnittstudie über junge Menschen.

Die Stichprobe umfasst mehr als 30.000 junge Menschen, die vom Teenageralter bis ins Erwachsenenalter vier Interviewrunden absolvierten. Sie wurden gefragt, wie oft und wie viel sie im vergangenen Monat getrunken hatten, ob sie Rauschtrinken betrieben, Tabak geraucht oder Drogen genommen hatten. Auch zu ungeschütztem Sex und Schwangerschaft wurden sie befragt. Die Antworten, die sie Add Health zwischen 24 und 32 Jahren gaben, zeigen beispielsweise, ob sie Alkoholprobleme entwickelt hatten.

Schön und klug

Die Mechanismen hinter den Entscheidungen junger Menschen sind komplex. Die attraktivsten jungen Menschen sind oft beliebt und besuchen häufig Partys und Orte, an denen Alkohol erhältlich ist. Gleichzeitig haben sie tendenziell ein höheres Selbstwertgefühl als ihre weniger attraktiven Altersgenossen. Dies kann sie vor übermäßigem Alkoholkonsum und noch albernerem Verhalten schützen.

Die Studie ergab außerdem, dass die attraktivsten jungen Menschen riskantes Verhalten an den Tag legen, das als „cool“ gilt, aber Verhalten vermeiden, das als „uncool“ gilt. Trinken ist cool. Drogenmissbrauch und Teenagerschwangerschaften hingegen nicht.

Mit den Augen eines Beobachters

Die Interviewer bewerteten das Aussehen der Informanten auf einer Skala von 1 (sehr unattraktiv) bis 5 (sehr attraktiv). Die meisten Interviewer waren Frauen. Was als schön gilt, bestimmt das Auge des Betrachters. Die Forscher erläutern jedoch sorgfältig die wissenschaftliche Grundlage dieses Ansatzes. Sie erklären auch, wie sie Popularität, Selbstwertgefühl und Persönlichkeitsmerkmale gemessen haben und wie diese Faktoren das Handeln junger Menschen beeinflussen.

Aufbau des Selbstwertgefühls

Green betont, dass es wichtig sei, zu verstehen, was die Entscheidungen junger Menschen im Allgemeinen beeinflusst.

Ein junger Mann mag attraktiv und erfolgreich sein, doch er kann auch emotionale Belastungen mit sich herumschleppen, die sein Selbstvertrauen untergraben, wie zum Beispiel ein instabiles Familienleben und psychische Probleme. Das kann eine gefährliche Kombination sein.

Die Studie kommt insbesondere zu dem Schluss, dass die Entwicklung von Selbstvertrauen, Selbstachtung und Selbstwertgefühl von Kindheit an wichtig ist, um die Gesundheit junger Menschen zu fördern und unglücklichen Lebenswegen vorzubeugen.