Ist die Andropause dasselbe wie die "männliche Menopause" und sollten sich Männer darüber Gedanken machen?

Dank der Informationen über die Wechseljahre weiß fast jeder, wie sich das Alter auf den Hormonspiegel von Frauen auswirkt. Doch auch Männer haben ihre eigene Version dieses Prozesses: die Andropause. Obwohl sie in der Populärkultur weniger bekannt ist, sagen Experten, dass sie eine medizinische Realität ist, die mit einer Reihe von Missverständnissen einhergeht.

Ein solcher Irrtum ist die Gleichsetzung der Andropause mit der Menopause. Bei Frauen bedeutet die Menopause das Ausbleiben der Menstruation und den Rückgang der Östrogenproduktion, was normalerweise um das 50. Lebensjahr herum eintritt. Bei Männern hingegen ist die Andropause ein allmählicher Rückgang des Testosteronspiegels, der im mittleren Alter beginnen kann.

Laut dem American College of Physicians beginnt der Testosteronspiegel bei Männern ab Mitte 30 zu sinken und sinkt weiterhin durchschnittlich um 1,6 % pro Jahr. Eine 2016 in der Fachzeitschrift Virulence veröffentlichte Studie ergab, dass der Testosteronspiegel eines durchschnittlichen Mannes im Alter von 75 Jahren im Vergleich zum Alter von 25 Jahren um etwa 30 % gesunken ist.

Testosteron spielt eine wichtige Rolle für die Sexualfunktion, die Knochengesundheit, den Fettstoffwechsel, die Muskelmasse und die Kraft. Sein Spiegel steigt während der Pubertät deutlich an. Allerdings gehen die Meinungen darüber auseinander, wann ein niedriger Testosteronspiegel zum Problem wird.

Ein niedriger Testosteronspiegel wird manchmal als Hypogonadismus bezeichnet, die Andropause auch als altersbedingter Hypogonadismus. Ein niedriger Testosteronspiegel allein, ohne Symptome, ist kein Grund zur Sorge, sagt Dr. Robert H. Eckel, Medizinprofessor an der University of Colorado. „Andropause ist Teil des Alterungsprozesses, aber keine eigenständige Krankheit.“

Dr. Nannan Thirumavalava, Leiter der Abteilung für männliche reproduktive und sexuelle Gesundheit an den University Hospitals Cleveland, weist darauf hin, dass es keine „perfekte Antwort“ darauf gibt, zwischen einem normalen altersbedingten Leistungsabfall und einem ernsteren Problem zu unterscheiden.

Wenn der Testosteronspiegel sinkt, sind die häufigsten Symptome vermindertes sexuelles Verlangen oder Erektionsstörungen. Weitere Symptome können Konzentrationsschwierigkeiten, verminderte Energie oder sogar Depressionen sein. Er sagt jedoch: „Es gibt viele andere Dinge, die diese Symptome verursachen können.“

Bei jungen Männern kann ein niedriger Testosteronspiegel auf Probleme mit der Hypophyse oder den Hoden hinweisen. Der Testosteronspiegel kann aber auch durch Faktoren beeinflusst werden, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung stehen, wie beispielsweise Übergewicht, Schlafqualität und Schlafapnoe.

Auch Menschen mit Typ-2-Diabetes oder Nierenversagen haben häufig einen niedrigen Testosteronspiegel. Beobachtungsstudien haben gezeigt, dass Männer mit ungewöhnlich niedrigem Testosteronspiegel ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Dies bedeutet jedoch keinen kausalen Zusammenhang.

Ein Abfall des Testosteronspiegels stellt an sich kein Problem dar, es sei denn, er geht mit einer deutlichen Abnahme der sexuellen Funktion oder anderen Symptomen einher. In solchen Fällen sollte der Patient an einen Endokrinologen überwiesen werden.

„ Hypogonadismus bei älteren Männern ist eine komplexe Diagnose, die sowohl biochemische Tests als auch eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung erfordert“, sagt Eckel. Die Diagnose erfordert mehrere Blutuntersuchungen, da der normale Testosteronspiegel von Mann zu Mann unterschiedlich sein und im Tagesverlauf schwanken kann.

Obwohl die Behandlung eines niedrigen Testosteronspiegels stark gefördert wird, sehen die Richtlinien der Endocrine Society keine routinemäßigen Testosterontests vor. Eine Testosteronbehandlung ohne Symptome kann unklare Langzeitfolgen haben.

Viele Männer suchen eine Testosterontherapie wegen Libidoproblemen. Testosteron kann die sexuelle Funktion zwar etwas verbessern, macht aber aus einem 75-jährigen Mann keinen 25-Jährigen. Eine Testosterontherapie ist jedoch keine einfache Behandlung. Sie kann die eigene Spermienproduktion stoppen, was für Männer mit Kinderwunsch ein Problem darstellt.

Auch Nebenwirkungen wie Akne und Bluthochdruck sind möglich. Eine Testosterontherapie kann eine Prostatavergrößerung verursachen.

Die American Urological Association empfiehlt, drei bis sechs Monate nach einem kardiovaskulären Ereignis mit der Testosterontherapie zu beginnen.

Verlassen Sie sich nicht auf rezeptfreie Nahrungsergänzungsmittel, da deren Wirksamkeit nicht belegt ist. Männer können ihren Testosteronspiegel durch guten Schlaf, Gewichtsverlust, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung verbessern.