Eine präventive Behandlung wird für alle empfohlen, die positiv auf Tuberkulose getestet wurden.

Eine vorbeugende Behandlung von Tuberkulose (TB) kann verhindern, dass latente TB-Infektionen zu einer tödlichen Erkrankung fortschreiten. Obwohl eine TB-Infektion vollständig heilbar ist, besteht kein globaler Konsens darüber, welche TB-exponierten Personengruppen vorrangig vorbeugend behandelt werden sollten und ob der Nutzen dieser Behandlung von Faktoren wie Alter oder bestätigter Infektion abhängt.

Eine neue Studie unter der Leitung eines Forschers der Boston University School of Public Health (BUSPH) bringt Licht in diese Angelegenheit und zeigt, dass Menschen mit bestätigter TB-Infektion – das heißt einem positiven Haut- oder Bluttest – unabhängig von ihrem Alter bei der Behandlung in Umgebungen mit geringer Prävalenz bevorzugt werden sollten.

In Umgebungen mit hoher Belastung sollte jedoch gemäß den in The Lancet Respiratory Medicine veröffentlichten Ergebnissen bei allen exponierten Personen eine prophylaktische Behandlung in Betracht gezogen werden, auch wenn keine Infektion bestätigt ist.

Diese Strategie könnte dazu beitragen, die Tuberkulose-Epidemie zu beenden und die weltweiten Bemühungen zu unterstützen, die Tuberkulose-Todesfälle bis 2035 um 95 % zu senken (im Vergleich zu Schätzungen aus dem Jahr 2015). Im Jahr 2022 gab es weltweit über 10 Millionen aktive Tuberkulose-Fälle, die 1,5 Millionen Todesfälle zur Folge hatten.

„ TB betrifft jedes Jahr zig Millionen Menschen und hat langfristige Folgen, selbst nach der Genesung“, sagte der leitende und korrespondierende Autor Dr. Leonardo Martinez, außerordentlicher Professor für Epidemiologie an der BUSPH. „Um die Epidemie zu bekämpfen, ist es von entscheidender Bedeutung, Wege zu finden, die Prävention zu optimieren.“

Für die Studie führten Dr. Martinez und Kollegen eine umfassende Überprüfung und Analyse durch, um neue TB-Fälle unter Menschen zu identifizieren, die in engem Kontakt mit diagnostizierten Fällen standen. Außerdem verglichen sie die Wirksamkeit der vorbeugenden Behandlung bei diesen exponierten Personen nach Alter, Infektionsstatus und TB-Belastung in ihrem Umfeld.

Das Team stellte fest, dass die vorbeugende Behandlung von Tuberkulose bei 49 % der 2.496 Teilnehmer, die an Tuberkulose erkrankten, wirksam war. Dies war besonders bei jenen der Fall, bei denen ein positiver Haut- oder Bluttest vorlag (bei denen die Behandlung zu 80 % wirksam war).

Bemerkenswerterweise stellten die Forscher fest, dass die vorbeugende Behandlung von Tuberkulose bei den meisten Menschen, die keine Anzeichen einer Infektion aufwiesen, nicht wirksam war, mit Ausnahme von Kindern unter fünf Jahren.

Bei denjenigen, bei denen ein positiver Haut- oder Bluttest vorlag, war die Wirksamkeit der Behandlung in allen Altersgruppen – Erwachsene, Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren und Kinder unter 5 Jahren – vergleichbar. In Umgebungen mit hoher Belastung war die Behandlung wirksamer als in Umgebungen mit geringer Belastung.

Das Team schätzte zudem die Anzahl der zu behandelnden Personen (NNT), um eine Person vor der Entwicklung einer TB-Infektion zu schützen. Unabhängig vom Infektionsstatus war die NNT in Gebieten mit hoher Belastung (29 bis 43 Personen) niedriger als in Gebieten mit geringer Belastung (213 bis 455 Personen). Obwohl Menschen mit negativen Blut- oder Hauttests nicht von einer präventiven Behandlung zu profitieren scheinen, argumentieren die Forscher, dass die insgesamt niedrige NNT eine priorisierte Behandlung aller exponierten Kontakte in Gebieten rechtfertigen könnte, in denen keine Tests auf eine TB-Infektion durchgeführt werden können.

„Obwohl es wichtig ist, Menschen zu finden und zu behandeln, die Tuberkulose in der Gesellschaft verbreiten, wird die globale Bedrohung durch Tuberkulose erst enden, wenn Menschen mit latenter Tuberkulose behandelt werden“, sagte der Co-Autor der Studie, Dr. S. Robert Horsburgh, Professor für globale Gesundheit. „Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, wie effektiv eine solche Behandlung sein kann.“