Pestizide in der Landwirtschaft bergen möglicherweise das gleiche Krebsrisiko wie Rauchen

In der modernen Landwirtschaft sind Pestizide unerlässlich, um hohe Erträge und Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Diese Chemikalien können jedoch negative Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere sowie auf Menschen haben, die ihnen ausgesetzt sind.

US-Forscher haben nun in einer bevölkerungsbasierten nationalen Studie das erhöhte Krebsrisiko durch den Einsatz landwirtschaftlicher Pestizide mit dem Rauchen verglichen, einem besser erforschten Krebsrisikofaktor. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „ Frontiers in Cancer Control and Society“ veröffentlicht.

Krebsrisiko kontextualisieren

„In unserer Studie haben wir festgestellt, dass die Auswirkungen des Einsatzes landwirtschaftlicher Pestizide bei einigen Krebsarten in ihrer Größenordnung mit den Auswirkungen des Rauchens vergleichbar sind“, sagte Dr. Isain Zapata, Hauptautor der Studie und außerordentlicher Professor am Rocky Vista University College of Osteopathic Medicine in Colorado.

Forschungsergebnisse

„Wir berücksichtigen, dass ein Nichtlandwirt, der in einer Gemeinde mit intensiver landwirtschaftlicher Produktion lebt, vielen der in seiner Umgebung verwendeten Pestizide ausgesetzt ist. Diese werden Teil seiner Umwelt“, sagte Zapata.

Die Forscher stellten fest, dass in diesem Umfeld der Einfluss des Pestizideinsatzes auf die Krebsinzidenz mit dem des Rauchens vergleichbar war. Die stärksten Zusammenhänge zeigten sich bei Non-Hodgkin-Lymphomen, Leukämie und Blasenkrebs. Bei diesen Krebsarten waren die Auswirkungen der Pestizidexposition größer als die des Rauchens.

„Wir präsentieren eine Liste der wichtigsten Pestizide, die zu bestimmten Krebsarten beitragen, betonen aber, dass es sich um eine Kombination aller Pestizide handelt und nicht nur um ein einzelnes“, sagte Zapata.

Pestizid-Cocktails

Da Pestizide nicht allein eingesetzt werden, halten die Forscher es für unwahrscheinlich, dass ein einzelnes die alleinige Ursache ist. Zwar werden manche Pestizide häufiger diskutiert als andere, doch alle – und oft auch eine Kombination – können eine Wirkung haben. Daher untersuchten die Forscher 69 Pestizide, für die der US Geological Survey Anwendungsdaten bereitstellt. „Im wirklichen Leben ist es unwahrscheinlich, dass Menschen einem einzelnen Pestizid ausgesetzt sind, sondern eher einem Pestizid-Cocktail in ihrer Region“, sagte Zapata.

Das große Ganze im Blick

Die Forscher weisen darauf hin, dass ihre Studie zwar zum Verständnis des Pestizideinsatzes in den USA beiträgt, die Krebsrisikofaktoren jedoch komplex sind und ein Gesamtbild möglicherweise nicht die individuellen Auswirkungen widerspiegelt. So hat beispielsweise die geografische Lage einen starken Einfluss. In Regionen mit hohem Ackerbau, wie dem für seine Maisfelder bekannten Mittleren Westen, waren die Zusammenhänge zwischen Pestiziden und Krebs stärker ausgeprägt.

Ziele der Forscher

Eines der Ziele der Forscher besteht darin, die Menschen – auch diejenigen, die nicht häufig Pestiziden ausgesetzt sind – für die Probleme zu sensibilisieren, die mit deren Einsatz verbunden sind.

„Jedes Mal, wenn ich in den Supermarkt gehe, um Lebensmittel einzukaufen, denke ich an die Bauern, die an der Herstellung dieser Produkte beteiligt waren. Diese Menschen setzen sich oft für meine Bequemlichkeit einem Risiko aus, und das beeinflusst meine Gefühle gegenüber diesem Produkt. Es beeinflusst definitiv meine Gefühle, wenn eine vergessene Tomate im Kühlschrank schlecht wird und weggeworfen werden muss“, sagte Zapata.