Unbeweglichkeit in der Kindheit kann zu frühen Leberschäden im Erwachsenenalter führen

Kinder, die täglich mehr als sechs Stunden sitzen, haben laut einer neuen Studie ein deutlich erhöhtes Risiko, im frühen Erwachsenenalter eine schwere Fettleber und Leberzirrhose zu entwickeln. Die Ergebnisse werden auf der Jahrestagung der Endocrine Society, ENDO 2024, in Boston, Massachusetts, vorgestellt und in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.

„Wir haben festgestellt, dass der Zusammenhang zwischen sitzender Tätigkeit und Leberschäden wahrscheinlich kausal ist“, sagte der leitende Forscher Professor Andrew Agbaje, MD, MPH, PhD, von der Universität Ostfinnland in Kuopio, Finnland.

„Die Öffentlichkeit muss sich der gesundheitlichen Risiken eines sitzenden Lebensstils bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewusst sein“, fügte Agbaje hinzu, der ebenfalls an der University of Exeter in England forscht. „Eine fortgeschrittene Fettlebererkrankung und Leberzirrhose, die eine schwere Vernarbung und Verhärtung der Leber mit sich bringt, können das Risiko für späteren Leberkrebs oder die Notwendigkeit einer Transplantation erhöhen.“

Bei einer Fettlebererkrankung handelt es sich um eine schädliche Ansammlung von Fett in der Leber. Wenn diese Erkrankung nicht mit Alkoholkonsum zusammenhängt, sondern mit einer der Komponenten des Metabolischen Syndroms einhergeht, spricht man von einer metabolisch assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD).

Für diese Studie analysierte Agbaje Daten einer großen britischen Geburtskohortenstudie namens Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC) oder „Kinder der 90er“. Die Studie umfasste 2.684 Kinder, deren Bewegungen im Alter von 11 bis 24 Jahren wiederholt mit einem an der Hüfte getragenen Beschleunigungsmesser gemessen wurden. Im Alter von 17 und 24 Jahren wurden die Teilnehmer per Leber-Ultraschall untersucht, um eine Fettlebererkrankung und das Vorhandensein von Lebervernarbung festzustellen. Außerdem wurden Bluttests zur Messung der Leberenzyme durchgeführt.

Durchschnittlich verbrachten die Kinder in der Studie sechs Stunden täglich sitzend oder inaktiv. Im frühen Erwachsenenalter stieg dieser Wert jedoch auf neun Stunden täglich. Als Kinder trieben sie sechs Stunden leichte körperliche Aktivität pro Tag, was die schädlichen Auswirkungen von sechs Stunden Sitzen ausglich.

Mit jeder halben Stunde sitzender Tätigkeit (über sechs Stunden pro Tag) stieg das Risiko einer Fettlebererkrankung bei Kindern bis zum Alter von 25 Jahren um 15 %. Eine längere sitzende Tätigkeit ging mit einer dreistündigen Verringerung der Zeit leichter körperlicher Aktivität im frühen Erwachsenenalter einher. Jede zusätzliche halbe Stunde leichter körperlicher Aktivität (über drei Stunden pro Tag) verringerte jedoch das Risiko einer schweren Fettlebererkrankung um 33 %.

„Wir glauben, dass dieser Unterschied zwischen sitzender Tätigkeit und körperlicher Aktivität mit geringer Intensität den Boden für den Ausbruch und das Fortschreiten der Krankheit bereitet“, sagte Agbaje.

Die Prävalenz von MASLD lag bei 1 von 40 Teilnehmern (2,5 Prozent) im Alter von 17 Jahren und bei 1 von 5 Teilnehmern (20 Prozent) im Alter von 24 Jahren. Agbaje bezeichnete den Befund als überraschend, da sich das Risiko von MASLD in nur sieben Jahren verachtfacht hat und eine Prävalenz der Krankheit von 20 Prozent normalerweise erst ab Mitte 40 auftritt.

Die Hälfte der 24-Jährigen mit MASLD litt an einer schweren Erkrankung oder hatte erhebliche Mengen überschüssigen Fetts in der Leber. Jeder 40. junge Mensch hatte bereits Anzeichen einer Lebervernarbung, und drei von 1.000 jungen Menschen erfüllten die Diagnosekriterien für eine Leberzirrhose.

Er stellte jedoch fest, dass leichte körperliche Aktivität für mindestens drei Stunden täglich vorzeitige Leberschäden rückgängig machen konnte. Jede zusätzliche Minute moderater bis intensiver körperlicher Aktivität pro Tag verringerte das Risiko einer schweren MASLD im Alter von 24 Jahren geringfügig, hatte jedoch keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Leberzirrhose.

„Das wirksamste Mittel gegen die verheerenden Auswirkungen sitzender Tätigkeiten in der Kindheit ist nicht die vielgepriesene moderate bis intensive körperliche Aktivität von 60 Minuten täglich“, sagte Agbaje. „Vielmehr ist es leichte körperliche Aktivität von drei bis vier Stunden täglich.“

Beispiele für körperliche Aktivitäten mit leichter Intensität sind Spielen im Freien, Spielen auf einem Spielplatz, Spazierengehen mit dem Hund, Besorgungen für die Eltern oder Gehen und Radfahren.