Spermienanalyse kann Hinweise auf versteckte Gesundheitsprobleme bei Männern geben

Traditionell wird die Spermienanalyse zur Beurteilung der männlichen Fruchtbarkeit eingesetzt, doch Forscher der Universität Adelaide sind davon überzeugt, dass sie das Potenzial hat, einen gesünderen Lebensstil zu fördern.

Die Entwicklung reifer Spermien in den männlichen Geschlechtsorganen ist ein äußerst sensibler Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann. Daher glauben Dr. Hannah Lyons und Dr. Nicole MacPherson von der School of Biomedicine und dem Robinson Research Institute, dass Spermienanalysen zur Vorhersage langfristiger Gesundheitsrisiken eingesetzt werden könnten.

Bei herkömmlichen Analysen werden Eigenschaften wie das physikalische Volumen, der pH-Wert, die Spermienkonzentration, die Beweglichkeit, die Form und die Lebensfähigkeit von Samenproben gemessen.

„Obwohl der Test kein definitives Maß für die Fruchtbarkeit ist, bietet er wertvolle Einblicke in die reproduktive Gesundheit, die ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens ist“, sagt Dr. McPherson von der Male Reproductive Life Course-Gruppe des Robinson Research Institute und dem Freemasons Centre for Men’s Health.

Eine im Fachmagazin „Nature Reviews Urology“ veröffentlichte Übersichtsarbeit untersucht die Komplexität der männlichen Fruchtbarkeit, die Anfälligkeit der Spermien für Lebensstil und Umweltfaktoren und wie Spermienanalysen genutzt werden können, um zu Änderungen des Lebensstils zu motivieren und das Risiko chronischer Erkrankungen bei Männern zu verringern.

„Die männliche Fruchtbarkeit hängt stark von Umweltbedingungen, Lebensgewohnheiten und medizinischen Faktoren ab. Es gibt Belege dafür, dass sowohl kurzfristige als auch langfristige Eingriffe – wie etwa Nahrungsergänzungsmittel und Änderungen der Lebensgewohnheiten – die Spermienqualität und das Fortpflanzungspotenzial verbessern können“, sagt Dr. MacPherson.

„Im Laufe der Zeit hat sich ein Wandel hin zu einer stärkeren Beteiligung der Männer in der Zeit vor der Empfängnis und während der Schwangerschaft vollzogen.“

Eine zunehmend sitzende Lebensweise sowie der technologische und medizinische Fortschritt haben zu Veränderungen des Lebensstils im Allgemeinen und in einigen Fällen zu einer erhöhten Verbreitung von Fettleibigkeit, chronischer Belastung durch gefährliche Chemikalien und einer erhöhten Inzidenz von Krebs und chronischen Krankheiten, die mit männlicher Unfruchtbarkeit in Zusammenhang stehen, geführt.

„Wir wissen, dass Veränderungen im inneren Körpermilieu aufgrund äußerer Umwelt- und Lebensstileinflüsse in jedem Stadium der Spermienentwicklung zu einer Störung der Spermienproduktion und einer Verschlechterung der Spermienqualität führen können“, stellt Lyons fest.

„Fettleibigkeit ist mit einer Verringerung grundlegender Spermienparameter wie Konzentration, Beweglichkeit und Morphologie sowie einer erhöhten Inzidenz von Unfruchtbarkeit verbunden.

Darüber hinaus ist Fettleibigkeit mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden und Komplikationen der Fettleibigkeit wie das metabolische Syndrom und Schlafapnoe können sich auch auf die Spermienqualität auswirken.

Auch der Konsum von Freizeitdrogen, intensives Dauertraining, Rauchen und Alkoholmissbrauch haben negative Auswirkungen.“

Dr. McPherson weist jedoch darauf hin, dass eine Verbesserung der Lebensgewohnheiten, sofern möglich, zu einer schnellen und deutlichen Verbesserung der reproduktiven Gesundheit eines Mannes führen kann.

„Man muss jedoch bedenken, dass Männer zwar zunehmend an ihrer reproduktiven Gesundheit interessiert sind, die Nachricht von abnormalen Ergebnissen einer Spermienanalyse jedoch sehr traumatisch sein kann: Männer empfinden dies oft als einen schweren Schlag für ihre Männlichkeit, der mit Schuld- und Schamgefühlen einhergeht“, sagte sie.

„Es ist wichtig, dass diese Informationen mit Einfühlungsvermögen und Respekt vermittelt werden – sie können dazu beitragen, Männer zu Änderungen ihres Lebensstils zu motivieren, die nicht nur ihre Fruchtbarkeit, sondern ihre allgemeine Gesundheit verbessern.

Abnorme Ergebnisse der Spermienanalyse führen wahrscheinlich zu zusätzlichen Untersuchungen der Fruchtbarkeit und medizinischer Versorgung durch Allgemeinärzte, können aber auch Anlass für eine allgemeine Gesundheitsuntersuchung sein, um die Ursache der abnormen Ergebnisse der Spermienanalyse zu ermitteln und chronische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.

Die Einbeziehung der männlichen Fruchtbarkeitsuntersuchung als integraler Bestandteil einer umfassenderen Untersuchung der männlichen Gesundheit könnte die Wahrnehmung der reproduktiven Gesundheit von Männern verändern, das Bewusstsein für ihren Zusammenhang mit einer gesünderen Lebensführung schärfen und das allgemeine Stigma im Zusammenhang mit männlicher Unfruchtbarkeit verringern.

Männer mit Familienplanungswunsch sind in der Regel hochmotiviert und reagieren gut auf Ratschläge zur Vorbereitung auf die Empfängnis und zu Veränderungen des Lebensstils, die sowohl die Fruchtbarkeit als auch die allgemeine Gesundheit verbessern.“