Ist es möglich, das Geschlecht eines künftigen Kindes zu wählen?

Der Wunsch nach einem Kind eines bestimmten Geschlechts ist so alt wie die Welt. Es gibt zahlreiche Ratschläge, Hinweise und pseudowissenschaftliche Methoden, die es angeblich ermöglichen, das Geschlecht des zukünftigen Kindes nicht nur vorherzusagen, sondern auch zu bestimmen.

Es sollte jedoch erwähnt werden, dass das Geschlechterverhältnis von Natur aus automatisch geregelt wird. So ist beispielsweise bekannt, dass vor dem Krieg mehr Jungen als Mädchen geboren wurden. Umgekehrt wurden in Zeiten wirtschaftlichen Wohlstands mehr Mädchen als Jungen geboren.

Eine eindeutige Erklärung dafür gibt es noch nicht. Obwohl sich viele Wissenschaftler schon lange mit diesem Problem beschäftigen. Und Wissenschaftler sind aus gutem Grund besorgt darüber. Es ist kein Geheimnis, dass manche Krankheiten nur auf Jungen oder nur auf Mädchen übertragen werden. Beispielsweise wird Hämophilie von Müttern auf Söhne übertragen, während Töchter nicht erkranken. Und es ist seit langem bekannt, dass Jungen anfälliger sind als Mädchen und daher häufiger im Mutterleib und während der Neugeborenenperiode sterben.

Erinnern wir uns nun an die Genetik: Definieren wir, was Vererbung ist. Vererbung ist die Eigenschaft lebender Organismen, ihre Eigenschaften an ihre Nachkommen weiterzugeben. Und obwohl jedes Individuum seine eigenen, ihm innewohnenden Merkmale besitzt (zum Beispiel das Linienmuster an den Fingern), ändern sich die allgemeinen Merkmale der Art nicht und bleiben über viele Generationen hinweg gleich. Insbesondere der Mensch als eigenständige Spezies – Homo sapiens – existiert (nach verschiedenen Quellen) seit 40.000 bis mehreren Millionen Jahren.

Die Grundlage der Erbinformation bildet der Chromosomensatz im Zellkern. Ein weiterer, weniger bedeutender Teil der Information ist in den Mitochondrien in Form der mitochondrialen DNA enthalten. Zudem wird mitochondriale DNA überwiegend von der Mutter weitergegeben, da die Eizelle aufgrund ihrer mehrere tausend Mal größeren Größe deutlich mehr Mitochondrien enthält als das Spermium.

Auch die Chromosomen in Eizelle und Sperma bestehen aus DNA. DNA ist Desoxyribonukleinsäure. Sie besteht aus zwei spiralförmig umeinander gewundenen Ketten. Jede Kette besteht aus einzelnen Nukleotiden, bestehend aus Desoxyribose (Zucker), einem Phosphatrest und einer stickstoffhaltigen Base. Es gibt nur vier solcher Nukleotide: Adenin (A), Guanin (G), Thymin (T) und Cytosin (C).

Sie sind immer gepaart, wobei Thymin immer Adenin und Guanin immer Cytosin gegenübersteht.

Etwa 1000 Basenpaare (A - T: C - G) in unterschiedlichen Kombinationen bilden ein Gen. Eine Zelle enthält gleichzeitig etwa 1 Million Gene. Die Gesamtheit aller Gene bildet den Genotyp eines Organismus.

Dank des Genotyps erbt der Organismus den gesamten Komplex der Erbdaten. Die äußere Umgebung (das bedeutet alles: Klima, soziales Umfeld, Ernährung usw.) beeinflusst jedoch auf die eine oder andere Weise die Entwicklung des sich entwickelnden Organismus. Daher wird der Komplex aus Genotyp und äußeren Einflüssen als Phänotyp bezeichnet und ist ein realer Ausdruck des Genotyps in jedem einzelnen Menschen.

Jede Spezies auf der Erde verfügt über eine genau definierte Anzahl an Chromosomen: Mäuse haben 40, Schimpansen 48, Fruchtfliegen 8 und Menschen 46. Zwei Chromosomen sind jedoch immer Geschlechtschromosomen, das heißt, sie sind für das Geschlecht eines Individuums verantwortlich.

Ein Mensch besitzt also 44 Autochromosomen und 2 Geschlechtschromosomen. Ein Kind erhält die Hälfte der Chromosomen von der Mutter, die andere vom Vater. Spermium und Eizelle enthalten also insgesamt 23 Chromosomen. Ich möchte Sie nicht mit wissenschaftlichen Begriffen und Theorien überhäufen, aber jeder dieser Chromosomensätze enthält ein Geschlechtschromosom. Dies ist entweder das X-Chromosom, das für die Entwicklung weiblicher Merkmale verantwortlich ist, oder das Y-Chromosom, das für die Entwicklung männlicher Merkmale verantwortlich ist. Und wenn die Eizelle, die immer nur das X-Chromosom trägt, mit einem Spermium verschmilzt, das das X-Chromosom trägt, ist das ungeborene Kind ein Mädchen. Bekommt die Eizelle ein Spermium mit einem Y-Chromosom, ist das Ergebnis ein Junge.

Spermien mit dem Y-Chromosom sind etwas kleiner und deutlich „flinker“ als solche mit dem X-Chromosom. Sie sind jedoch weniger widerstandsfähig und sterben daher häufiger auf dem Weg zum Eileiter. Selbst wenn ein solches Spermium den Eileiter zuerst „erreicht“, dort aber keine Eizelle „findet“, die noch nicht „absteigen“ konnte, stirbt es. Spermien mit dem X-Chromosom sind jedoch lebensfähiger und können länger im Eileiter „überleben“ und auf den Eisprung „warten“.

Dies ist die Grundlage einer der Methoden zur Planung des Geschlechts des zukünftigen Kindes. Durch Messen Ihrer Basaltemperatur müssen Sie den Tag Ihres nächsten Eisprungs bestimmen (falls Sie ihn nicht selbst spüren). Bei regelmäßiger Menstruation ist dieser Tag konstant (z. B. der 14. Tag nach dem ersten Tag Ihrer Periode). Darauf basierend können Sie berechnen: Wenn Sie ein Mädchen wünschen, sollte Ihr letzter Geschlechtsverkehr spätestens 2-3 Tage vor dem Eisprung stattfinden. Wenn Sie einen Jungen wünschen, verzichten Sie eine Woche lang auf Geschlechtsverkehr, und am Tag des Eisprungs oder einen Tag davor können Sie schwanger werden. In diesem Fall müssen Sie eine Bedingung erfüllen: In beiden Fällen sollten Sie nur einmal Geschlechtsverkehr haben. Dann funktioniert diese Methode. Statistiken (die alles wissen) zeigen übrigens, dass diese Methode in 70-80 % der Fälle wirksam ist.

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