„Schlafscheidung“: Kann getrenntes Schlafen vom Partner zu einem besseren Schlaf verhelfen?

Vor mehreren hundert Jahren war es im europäischen Adel üblich, dass Ehepartner getrennte Schlafzimmer hatten. In getrennten Zimmern zu schlafen galt als Zeichen von Luxus und Status und war nur königlichen Familien und den Superreichen vorbehalten.

Heutzutage schlafen die meisten Ehepaare und Paare in einer Beziehung gemeinsam im Bett. Manchmal entscheiden sich Partner jedoch – beispielsweise aufgrund von Terminkonflikten, Schnarchen oder Schlafgesprächen – getrennt zu schlafen, um besser schlafen zu können.

Dieses Phänomen ist als „Schlafscheidung“ bekannt. Ich bevorzuge allerdings den Begriff „getrennt schlafen“, da es nicht unbedingt eine dauerhafte Lösung ist – mehr dazu später.

Warum entscheiden sich Paare dafür, getrennt zu schlafen?

Ehepartner können sich entscheiden, getrennt zu schlafen, wenn der Schlaf des einen den des anderen stört oder sich beide ständig gegenseitig wecken. Dafür kann es viele Gründe geben:

• häufiges nächtliches Aufwachen,
• unterschiedliche „biologische Uhren“ (zum Beispiel geht die eine viel später ins Bett als die andere),
• Fehlende Übereinstimmung der Arbeitszeiten (zum Beispiel aufgrund von Schichtarbeit),
• Schnarchen, zuckende Beine oder Sprechen im Schlaf.

Eltern mit Babys und Kleinkindern können sich auch dafür entscheiden, getrennt zu schlafen, um zu vermeiden, dass beide Partner ständig geweckt werden.

Manchmal liegt der Grund darin, dass unterschiedliche Vorlieben hinsichtlich der Schlafbedingungen vorliegen: Der eine mag es kühl und mit einem Ventilator, der andere braucht warme Luft.

Welche Vorteile hat es, alleine zu schlafen?

Viele Paare behaupten, dass sie gerne zusammen schlafen und besser schlafen, wenn sie mit ihrem Partner zusammen sind.

Wenn Wissenschaftler den Schlaf jedoch objektiv messen (z. B. mithilfe der Elektroenzephalografie (EEG), die die Gehirnströme misst), zeigen die Daten eine schlechtere Schlafqualität beim gemeinsamen Schlafen. Es stellt sich heraus, dass Alleinschlafen tiefere und längere Erholung bedeuten kann.

Untersuchungen zeigen auch, dass ein Partner, der an einer Schlafstörung leidet (z. B. Schlaflosigkeit oder Schlafapnoe, bei der die Atmung nachts aussetzt), den anderen oft unwissentlich weckt. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, getrennt zu schlafen.

Darüber hinaus führen Schlafstörungen zu einer geringeren Zufriedenheit in der Beziehung, sodass das Schlafen in getrennten Betten ein Paar tatsächlich glücklicher machen kann.

Schließlich haben Menschen mit Schlaflosigkeit oft Angst davor, ihren Partner zu wecken oder selbst geweckt zu werden. Für diese Menschen kann das Schlafen in einem separaten Zimmer den Stress deutlich reduzieren.

Gibt es Nachteile, wenn man getrennt schläft?

Manche Menschen schlafen nicht gern allein – sie merken, dass sie neben einem Partner Geborgenheit, Sicherheit und Wärme spüren, ohne ihn fühlen sie sich jedoch einsam.

Hinzu kommt, dass zum getrennten Schlafen zwei Zimmer oder zumindest zwei Betten nötig sind und diese Möglichkeit für viele Paare schlicht nicht besteht.

Getrenntes Schlafen wird oft stigmatisiert und gilt vielen als Zeichen für den „Tod“ der Intimität. Doch weniger gemeinsame Nächte bedeuten nicht zwangsläufig das Ende der Intimität.

Paare, die getrennt schlafen, haben manchmal mehr Sex: Guter Schlaf verbessert nachweislich die Stimmung und steigert das Verlangen nach Intimität. Getrenntes Schlafen kann sogar mehr Energie für Intimität geben.

Wenn Sie sich dennoch dazu entschließen, getrennt zu schlafen, ist es wichtig, offen darüber zu sprechen und sich Zeit für körperliche und emotionale Nähe zu nehmen. Ein Klient sagte, er und seine Partnerin hätten sich auf „Gästebesuche“ geeinigt: Er würde vor dem Schlafengehen oder morgens zu ihr ins Bett kommen.

Wer sollte in Erwägung ziehen, getrennt zu schlafen?

Schlafsplitting kann für Sie geeignet sein, wenn:

• ihr weckt euch gegenseitig nachts auf,
• Sie haben kleine Kinder,
• Ihre Vorlieben hinsichtlich Temperatur, Beleuchtung und Geräuschpegel sind sehr unterschiedlich.

Wenn getrenntes Schlafen nicht möglich ist, können Sie versuchen, die gegenseitige Angst zu verringern: Verwenden Sie eine Augenmaske, Ohrstöpsel oder weißes Rauschen.

Getrenntes Schlafen kann eine flexible Lösung sein – man muss nicht jede Nacht getrennt schlafen. Manche Paare entscheiden sich beispielsweise dafür, unter der Woche getrennt zu schlafen und sich am Wochenende ein Bett zu teilen.

Und schließlich: Wenn einer von Ihnen anhaltende Schlafprobleme hat – Schnarchen, Schlaflosigkeit oder ungewöhnliches Schlafverhalten (wie Schreien oder Herumlaufen) –, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, da dies ein Anzeichen für eine zugrunde liegende Schlafstörung sein könnte.