Bestimmt, wann ein Kind zur sozialen Interaktion bereit ist

Amerikanischen Wissenschaftlern zufolge könnten Kinder bereits im Alter von sechs Jahren bereit sein, in die Gesellschaft einzutreten.

Die Fähigkeit, auf die Stimmung und Reaktionen anderer zu reagieren, ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die für die normale soziale Anpassung eines Kindes unerlässlich ist. In den letzten Jahren haben sich Wissenschaftler intensiv mit der Analyse der für die Sozialisation verantwortlichen menschlichen Gehirnstrukturen beschäftigt. Ein neues Experiment, dessen Ergebnisse in der Zeitschrift Child Development veröffentlicht wurden, ermöglichte die Untersuchung der Anpassungsprozesse im kindlichen Gehirn. Die Ergebnisse der Studie können sowohl für Eltern als auch für Fachkräfte, die mit autistischen Kindern arbeiten, gleichermaßen nützlich sein.

Im Rahmen der Studie scannten Forscher des US-amerikanischen Massachusetts Institute of Technology und der Yale University die Gehirne von dreizehn Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren. Die Scans wurden durchgeführt, während den Kindern verschiedene Kinderbücher vorgelesen wurden.

Experten haben festgestellt, dass die geistige Aktivität bestimmter Gehirnbereiche bei Kindern zunahm, wenn es in der Geschichte um Sinnlichkeit, Träume, Fähigkeiten, Stimmungen oder die Charaktere ging. Wechselte die Erzählung hingegen zu Beschreibungen der Natur oder umgebender Objekte, nahm die Aktivität dieser Gehirnstrukturen merklich ab.

Es sollte auch beachtet werden, dass die Intensität der Gehirnfunktionen in den für die Sozialisation verantwortlichen Bereichen viel mit den aktiven Prozessen im Gehirn von Erwachsenen gemeinsam hat. Es gab jedoch einen sehr wichtigen Unterschied: Die Arbeit eines der Gehirnbereiche veränderte sich im Laufe der Jahre erheblich. Beispielsweise spielte ein solcher Bereich bei einem sechsjährigen Kind eine wichtige Rolle bei der Reaktion auf Schlussfolgerungen über die Menschen in seiner Umgebung. Im Alter von elf Jahren erfüllte derselbe Bereich jedoch eine spezifischere Funktion: Er wurde aktiviert, als das Kind begann, über die Gedanken anderer nachzudenken.

„Der von uns entdeckte Unterschied ist ein typisches Beispiel für die altersbedingte Entwicklung und Verbesserung des Gehirns. Er wird uns helfen, zahlreiche Fragen zu beantworten, die sich uns gestellt haben. Vor allem geht es dabei um atypische soziale Anpassung – wir meinen Autismus “, kommentierte Dr. Rebecca Saxe (eine der Studienleiterinnen) die Ergebnisse des Experiments. Ein autistisches Kind hat viele Probleme – manchmal fällt es ihm schwer, die Gefühle und Gedanken seiner Mitmenschen einzuschätzen und zu interpretieren. Wissenschaftler hoffen, mit der Zeit verstehen zu können, wie das menschliche Gehirn lernt, die Gedanken anderer zu analysieren und wahrzunehmen. Zukünftig müssen Spezialisten herausfinden, welche Prozesse im menschlichen Gehirn bei Autismus ablaufen. Dies wird es uns ermöglichen, neue erfolgreiche Methoden zur Behandlung dieser weit verbreiteten Erkrankung zu entwickeln.

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