Vier der gröbsten Fehler, die Eltern im Gespräch mit ihren Teenagern machen

„Worte können töten, Worte können retten“ – dieser Satz ist besonders relevant, wenn Eltern mit einem Teenager sprechen, der eine sehr verletzliche und fragile Psyche hat. Wenn Eltern falsch mit einem Teenager sprechen, wird er ihnen nicht nur nicht zuhören, sondern das Gegenteil tun. Wir entdecken die schlimmsten Fehler, die Eltern im Gespräch mit Teenagern machen.

Der Machtkampf der Eltern

Nicht viele Familien haben eine Erziehung nach dem Prinzip: „Das Kind ist alles.“ Ein sehr häufiger Fehler von Eltern besteht darin, ständig Druck auf das Kind auszuüben und ihm ihren Willen aufzuzwingen: Das kann man tun, aber das kann man nicht. Eltern wenden autoritäre Erziehungsstrategien an, die es dem Kind nicht erlauben, seine unabhängige Stimme zu äußern oder Verantwortung für seine eigenen Entscheidungen zu übernehmen.

Andere Eltern hingegen praktizieren Freizügigkeit. Studien zeigen, dass beide Extreme die Fähigkeit von Kindern, ihre Emotionen zu kontrollieren und gesunde Beziehungen zu Erwachsenen aufzubauen, negativ beeinflussen. Die beste Erziehungsform ist fair, flexibel, respektvoll gegenüber dem Teenager und ständiges Training, statt ihn zu terrorisieren, um seine Ziele zu erreichen. Man muss zuhören und die Meinung des Kindes respektieren, ihm Entscheidungen ermöglichen, aber gleichzeitig faire und klare Grenzen setzen, um die Ordnung im Haus aufrechtzuerhalten. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie ineffektive Kommunikationsmethoden im Gespräch zwischen Eltern und Teenagern vermeiden.

Fehler Nr. 1: Zu viel Geschwätz

Wenn Eltern immer mehr und in einem harschen, fordernden Ton sprechen, hören Kinder auf, ihnen zuzuhören und sie wahrzunehmen. Forscher haben gezeigt, dass das menschliche Gehirn nur zwei Thesen gleichzeitig wahrnehmen und im Kurzzeitgedächtnis speichern kann. In der Praxis dauert dies etwa 30 Sekunden – also ein bis zwei Sätze der Eltern.

Wenn Mutter oder Vater in einer Botschaft mehrere Anweisungen gleichzeitig geben, wird das Kind mit der Zeit verwirrt und versteht die Anweisungen der Eltern nicht mehr. Ist der Ton der Eltern zudem alarmierend, barsch oder fordernd, verspürt das Kind unbewusst Angst und Zweifel. Es wird solchen Forderungen überhaupt nicht nachkommen wollen.

Beispiel für eine ineffektive Konversation

„Diesen Monat kannst du dich zum Boxen anmelden, und du musst jeden Tag dein eigenes Geschirr spülen, und für Kickboxen ist es noch zu früh. Übermorgen haben wir Besuch, und du musst deiner Mutter beim Putzen der Wohnung helfen.“

Erzählen Sie Ihrem Kind nicht alle Informationen auf einmal. Am besten teilen Sie die Informationen in einzelne Blöcke auf, damit sie leichter verdaulich sind. Lassen Sie den Teenager seine Meinung zu einem Thema äußern, und dann können Sie zum zweiten übergehen.

Beispiel für eine effektive Konversation

1. „Du kannst dich diesen Monat zum Boxen anmelden, aber für Kickboxen ist es noch zu früh. Bist du einverstanden?“
2. „Du solltest jeden Tag dein Geschirr spülen, denn Mama ist nach der Arbeit müde. Das spart ihr und dir Zeit. Was denkst du darüber?“
3. „Wir haben übermorgen Besuch und du solltest Mama beim Wohnungsputz helfen. Hast du übermorgen 15 Uhr schon was vor?“

In diesem Beispiel beschränken die Eltern das Gespräch auf zwei Sätze pro Block, was die Wahrnehmung deutlich erleichtert. Zudem findet ein vernünftiger Dialog statt und kein einseitiges Diktat der Eltern. Schließlich erklärt sich das Kind freiwillig und ohne Druck zur Mitarbeit bereit, wobei auch seine Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Fehler Nr. 2: Vorwürfe und ständige Kritik

Die meisten Eltern kennen die Situation, wenn ein Kind morgens lange geweckt werden muss, seine Sachen in der Wohnung herumwirft oder spät von der Schule nach Hause kommt. Und dann wenden sie eine Methode an, die sie für wirksam halten: Sie beschweren sich über das schlechte Verhalten des Teenagers oder kritisieren ihn scharf. Tatsächlich verschlimmert dies die Situation nur: Sie geben Teenagern einen Grund, Sie zu ignorieren, weil Sie nicht müde werden, Ihrem Kind jeden Tag dasselbe zu erzählen, und das im widerlichsten Ton.

Beispiel für eine ineffektive Konversation

Ich habe dich eine Stunde früher geweckt, weil du nie pünktlich fertig wirst. Du musst dich sofort anziehen. Zeig mir dein Tagebuch, damit ich es unterschreiben kann.

Zehn Minuten später.

„Ich habe dir gesagt, du sollst dich anziehen und mir dein Tagebuch geben. Und du machst dich immer noch fertig! Du wirst zu spät kommen, und ich auch! Geh dir die Zähne putzen und mach deine Kleidung fertig.“

In zehn Minuten.

„Wo ist dein Tagebuch, in dem ich unterschreiben soll? Ich habe dich gebeten, es mitzubringen? Und du bist noch nicht einmal fertig angezogen. Wir kommen bestimmt zu spät.“

Und so weiter.

Dieser Elternteil überträgt dem Kind zu viele verschiedene Aufgaben, und alles muss sofort und auf einmal erledigt werden. Dies erlaubt dem Teenager nicht, mit der Situation umzugehen. Denn alle 10 Minuten drängt ihn der Elternteil und bringt Angst und Panik in den Vorbereitungsprozess. Dies ist die sogenannte „Helikopter-Erziehung“, die zu Unsicherheit und übermäßiger Abhängigkeit des Teenagers von den Anweisungen der Eltern führen kann. Der Ton der elterlichen Botschaft ist negativ und aufdringlich, was zu Unzufriedenheit und Widerstand des Teenagers oder seiner passiven Aggression führt.

Beispiel für eine effektive Konversation

„Wir haben noch 45 Minuten, bevor wir zur Schule aufbrechen. Wenn du keine Zeit hast, dich fertigzumachen und mir dein Tagebuch zum Unterschreiben zu geben, musst du den Lehrern deine Verspätung selbst erklären.“

Dies ist eine kurze Anweisung, die klar macht, was die Eltern vom Kind erwarten und welche Konsequenzen es hat, wenn die Aufgabe nicht erfüllt wird. Die Eltern verurteilen das Kind nicht, versuchen nicht, es zu kontrollieren und erzeugen keine Angst- und Paniksituation. Sie überlassen dem Teenager die Verantwortung für sein eigenes Verhalten.

Fehler Nr. 3: „Schäm dich!“

Eine der schwierigsten Vorstellungen für Eltern ist, dass Kinder kein Einfühlungsvermögen für ihre Bedürfnisse haben. Kinder entwickeln ihr Einfühlungsvermögen langsam, wenn sie älter werden. Deshalb sind die Erwartungen der Eltern, dass ihre Kinder mit ihnen sympathisieren und ihnen in allem helfen, allein aufgrund der Besonderheiten der psychischen Entwicklung von Jugendlichen nicht immer gerechtfertigt.

Sie sind noch Kinder – sie nehmen nicht Partei und versetzen sich nicht in Ihre Lage, sondern genießen den Moment. Die meisten Eltern betonen, dass ihre Kinder egoistisch sind und sich nur um sich selbst kümmern. Das stimmt grundsätzlich. Das kann zu Unzufriedenheit bei den Eltern führen, wenn Kinder ihnen bei etwas nicht helfen wollen. In solchen Momenten ist es wichtig, sich zu beruhigen, tief durchzuatmen und dem Kind dann ruhig seine Wünsche und Bitten mitzuteilen, bei was genau man gerade Hilfe braucht. Wenn man Emotionen zulässt, wird die Kommunikation mit dem Teenager ineffektiv.

Beispiel für eine ineffektive Konversation

„Ich habe dich schon mehrmals gebeten, dein Zimmer aufzuräumen – und was sehe ich? Überall auf dem Boden liegen Sachen verstreut. Siehst du nicht, dass ich den ganzen Tag auf den Beinen bin und mich um die Familie kümmere, und du tust nichts. Jetzt muss ich dein Zimmer aufräumen, anstatt mich nach der Arbeit zu entspannen. Schämst du dich nicht, warum bist du so egoistisch?“

Dieser Elternteil erzeugt viel negative Energie. Wir alle können vom Verhalten anderer enttäuscht sein, aber einem Teenager die Schuld zu geben, ist respektlos. Er hört eine unterbewusste Herausforderung in dem Satz „Du bist egoistisch!“, und das ist sehr schädlich für die Psyche und das Selbstwertgefühl des Kindes. Allmählich vermittelt ihm der Vater oder die Mutter, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Kinder nehmen diese negativen Etiketten auf und beginnen, sich selbst als „nicht gut genug“ und „egoistisch“ zu sehen. Ein Kind zu demütigen oder zu beschämen ist sehr schädlich, da es negative Emotionen und eine schlechte Meinung des Kindes über sich selbst hervorrufen kann.

Beispiel für eine effektive Konversation

„Ich sehe, dass dein Zimmer nicht sauber ist, und das ärgert mich sehr. Ordnung in der Wohnung ist wichtig, damit wir alle hier angenehm leben können. Alle Sachen, die im Zimmer verstreut herumliegen, müssen heute Abend in den Abstellraum gebracht werden. Du kannst sie zurückholen, wenn du dein Zimmer sauber gemacht hast.“

Dieser Elternteil kommuniziert Gefühle und Bedürfnisse klar mit dem Teenager – ohne Wut oder Vorwürfe. Er erklärt klare, aber nicht übermäßig strafende Konsequenzen für das Verhalten des Teenagers und bietet ihm Möglichkeiten zur Rehabilitation. Dies erzeugt keine negative Motivation beim Teenager und gibt ihm auch keine schlechten Gefühle.

Fehler Nr. 4: „Ich kann Sie nicht hören.“

Wir alle möchten unseren Kindern Respekt vor anderen Menschen beibringen. Der beste Weg, dies zu erreichen, besteht darin, respektvolles und fürsorgliches Verhalten vorzuleben. So lernt Ihr Teenager Respekt und Empathie und lernt effektive Kommunikationsfähigkeiten. Oft fällt es Eltern am schwersten, einem Kind zuzuhören, da die Kinder sie oft unterbrechen. In diesem Fall ist es in Ordnung, zu Ihrem Kind zu sagen: „Ich kann dir jetzt schlecht zuhören, weil ich gerade das Abendessen mache, aber in 10 Minuten bin ich bereit, dir aufmerksam zuzuhören.“ Es ist besser, einen festen Zeitpunkt für das Gespräch mit Ihrem Kind zu vereinbaren, als nur halbherzig oder gar nicht zuzuhören. Aber denken Sie daran: Langes Warten fällt Teenagern schwer, da sie vielleicht vergessen, was sie sagen wollten, oder nicht in der richtigen Stimmung sind.

Beispiel für eine ineffektive Konversation

Auf die Geschichte eines Teenagers über seine Schulnoten antwortet der Elternteil: „Kannst du dir das vorstellen? Sie haben dieses Tor tatsächlich geschossen!“

Beispiel für eine effektive Konversation

„Ich bin in 10 Minuten bereit, Ihnen aufmerksam zuzuhören, sobald ich mit dem Fußballschauen fertig bin.“

Mit einem Teenager zu sprechen ist eine subtile Kunst. Doch man kann es meistern, indem man seinem Kind aufmerksam zuhört. Und das wird Ihnen garantiert gelingen.