Haarstruktur

Haare sind keratinisierte, fadenförmige Hautanhänge mit einer Dicke von 0,005 bis 0,6 mm und einer Länge von einigen Millimetern bis anderthalb Metern. Länge und Dicke der Haare hängen von vielen Faktoren ab: Rasse und Geschlecht, Alter, Standort usw.

Haarfollikel befinden sich überall auf der Oberfläche des menschlichen Körpers, mit Ausnahme einiger anatomischer Bereiche. So fehlen Haare an Handflächen und Fußsohlen, den seitlichen und palmaren Flächen der Finger, dem roten Rand der Lippen, der Eichel, der Klitoris, den kleinen Schamlippen und der Innenseite der großen Schamlippen.

Es gibt verschiedene Haartypen, abhängig von ihrer Lage, Länge, Dicke, Pigmentierung und dem Vorhandensein oder Fehlen von Mark. Für die Einteilung des Haares in Typen oder Arten gibt es noch keine einheitliche Klassifizierung. In der russischen dermatologischen und morphologischen Schule unterscheidet man üblicherweise drei Typen: lang, borstig und Vellus.

Lang – das sind dicke, lange, pigmentierte Haare, die nach der Pubertät die Kopfhaut, den Schambereich und die Achselhöhlen bedecken. Bei Männern wachsen lange Haare im Bart, Schnurrbart und anderen Hautpartien.

Borstenhaare sind ebenfalls dick und pigmentiert, aber im Gegensatz zu langen Haaren deutlich kürzer. Haare dieser Art bilden Augenbrauen und Wimpern und befinden sich im äußeren Gehörgang und im Vestibül der Nasenhöhle. Sowohl lange als auch borstige Haare enthalten Mark.

Vellushaar ist das zahlreichste, dünnste, kurzeste und farbloseste Haar und bedeckt fast alle Bereiche der Haut. Westeuropäische und amerikanische dermatologische Schulen verfolgen eine etwas andere Haaraufteilung: Sie unterscheiden zwei Haupttypen – Vellushaar und Terminalhaar. Vellushaar ist weich, ohne Mark, selten pigmentiert und erreicht selten eine Länge von mehr als 2 cm. Terminalhaar ist gröber, länger, oft pigmentiert und mit Mark. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass es eine große Anzahl von Zwischentypen gibt. Es ist bekannt, dass aus demselben Haarfollikel während des gesamten Lebens unter dem Einfluss vieler exogener und endogener Faktoren Haare unterschiedlicher Art wachsen können. Wenn sich das Terminalhaar in der präpubertären Phase nur auf Kopfhaut, Augenbrauen und Wimpern beschränkt, dehnt sich seine Lokalisation nach dem Ende der Pubertät aufgrund der Aktivität der Sexualhormone aus. Unter dem Einfluss von Androgenen während der Pubertät sowie bei verschiedenen endokrinen Erkrankungen kann sich Vellushaar in langes Haar verwandeln. Eine besonders ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber Androgenen ist durch Vellushaar im Bereich der Oberlippe, des Kinns, des Warzenhofs der Brustwarzen und entlang der Mittellinie des Bauches unterhalb des Nabels gekennzeichnet.

Neben hormonellen Einflüssen beeinflussen auch konstitutionelle und rassische Faktoren die Entwicklung des Terminalhaars, die genetisch bedingt sind.

Die Haarfarbe hängt von der Aktivität der Melanozyten ab und wird durch zwei Pigmente bestimmt: gelb-rotes Phäomelanin und schwarz-braunes Eumelanin. Ihre Biosynthese erfolgt unter dem Einfluss genetischer Veranlagung und des endokrinen Systems. Die Haarfarbe hängt von der Kombination beider Pigmente ab. So enthält schwarzes Haar mehr Eumelanin und helles Haar mehr Phäomelanin. Rotes Haar bei Personen mit weißer Haut enthält ausschließlich Phäomelanin. Die Farbe hellbraunen Haares wird durch ein separates Gen mit unterschiedlicher Expressionsstärke bestimmt.

Die Haarstruktur ist ebenfalls genetisch bedingt und hängt stark von der Rasse ab. Die auffälligsten Unterschiede zwischen den Rassen zeigen sich auf der Kopfhaut. So zeichnet sich die mongolische Rasse durch grobes, glattes Haar aus; die negroide Rasse durch grobes, stark gelocktes (spiralförmiges und „wolliges“) Haar; die kaukasische Rasse durch weiches, leicht gelocktes, gewelltes Haar. Diese Haartypen weisen im Querschnitt unterschiedliche Formen auf.

Das Haar besteht aus einem Schaft, der über die Haut hinausragt, und einer Wurzel im Haarfollikel. Jeder Follikel ist eine zylindrische Epithelformation (eine Art "Invagination"), die einem Strumpf ähnelt und in die Tiefen der Dermis und Hypodermis eingetaucht ist. Der Haarfollikel ist mit einem Bindegewebe-Haarfollikel geflochten, der aus einer inneren und einer äußeren Schicht besteht. In der inneren Schicht sind die Fasern kreisförmig und in der äußeren Schicht längs angeordnet. Nahe der Hautoberfläche bildet der Haarfollikel eine Erweiterung, die als Trichter bezeichnet wird. Der Gang der Talgdrüse (auf allen Hautpartien) fließt in den Trichter des Follikels, ebenso wie die apokrine Schweißdrüse (im Bereich der Achselhöhlen, Warzenhöfe der Brustwarzen, der Drüsen auf der Brust, perianal, perigenital usw.). Am Ende des Follikels befindet sich eine Verlängerung – die Haarzwiebel, in die die Bindegewebs-Haarpapille mit einer großen Anzahl von Blutgefäßen hineinwächst, die die Haarzwiebel mit Nährstoffen versorgen. Die Epithelzellen der Zwiebel sind kambiale Elemente, die das Haarwachstum sicherstellen. Sie teilen sich aktiv und differenzieren und bilden (je nach Position in der Zwiebel) Zellen unterschiedlichen Typs, die verhornen und an der Bildung verschiedener Haarteile sowie der inneren Wurzelscheide beteiligt sind. Die Zwiebel enthält außerdem Melanozyten, die die Haarpigmentierung bestimmen, sowie Nervenenden.

Das Haarmark wird von den Zellen des zentralen Teils des Haarzwiebels gebildet. Es besteht aus schwach pigmentierten, vakuolisierten Zellen, die wie Münzsäulen angeordnet sind und im Zytoplasma oxyphile Granula von Trichohyalin, der Vorstufe der Hornsubstanz, enthalten. Die Zellen des Marks verhornen erst auf Höhe der Talgdrüsen vollständig.

Die Haarrinde wird vom mittleren Teil des Haarfollikels gebildet. Sie befindet sich rund um das Mark und besteht aus abgeflachten, spindelförmigen Zellen, die schnell verhornen und sich mit hartem Keratin füllen.

Die Haarkutikula bildet den äußeren Rand des mittleren Teils der Haarzwiebel; sie umschließt die Haarrinde und besteht aus Zellen, die sich in Hornschuppen mit hartem Keratin verwandeln. Sie überlappen sich ziegelartig, wobei die hervorstehenden Ränder nach oben zeigen. Der dichte Verschluss der Hornschuppen sorgt für den natürlichen Glanz der Haaroberfläche und verhindert übermäßige Feuchtigkeit oder Feuchtigkeitsverlust. Der dichte Verschluss der Schuppen wird durch die zwischen ihnen liegenden doppelten Lipidschichten gewährleistet, zwischen denen sich hydrophile Substanzen, insbesondere Ceramide, befinden.

Die innere Epithelscheide wird vom peripheren Teil des Bulbus gebildet und umgibt die Haarwurzel bis zu den Talgdrüsengängen, wo sie verschwindet. Sie besteht aus drei Schichten, die nur in der Nähe des Bulbus deutlich erkennbar sind und darüber (von innen nach außen) zu einer einzigen Hornschicht verschmelzen:

• Kutikula der inneren Epithelscheide - ähnlich der Haarkutikula enthalten ihre Schuppen weiches Keratin. Sie sind mit ihren hervorstehenden Kanten nach unten gerichtet und mit den Schuppen der Haarkutikula verflochten;
• die innere (granulathaltige) Huxley-Schicht - in der Nähe des Bulbus wird sie von Zellen gebildet, die Trichohyalin-Granula enthalten, die sich nach oben verschieben, mit weichem Keratin füllen und zerstört werden;
• Die äußere (blass) Henle-Schicht besteht aus einer einzelnen Reihe heller kubischer Zellen, die mit weichem Keratin gefüllt und zerstört werden.

Die äußere Epithelscheide ist eine Fortsetzung der Epidermis im Follikel. Es verliert die Hornschicht auf Höhe der Talgdrüsen und verschmilzt, auf 1-2 Schichten verdünnt, mit dem Bulbus.

Der Muskel, der das Haar aufrichtet, besteht aus glatten Muskelelementen; ein Ende davon ist in den Haarfollikel und das andere in die Papillarschicht der Dermis eingewebt. Der Muskel wird von Fasern des autonomen Nervensystems innerviert.

Vellushaare sind von großer Bedeutung für die Ausbildung des Tastsinns und fungieren als eine Art „sensorische Endigung“. Bei Reizung kontrahiert der Muskel, der das Haar aufrichtet. Bei Kontraktion nähert sich das schräg liegende Haar einer vertikalen Position, und die Haut im Bereich des Muskelansatzes wird eingezogen. Dadurch entsteht ein ausgeprägtes Follikelmuster. Dieses Phänomen liegt dem Pilomotorreflex zugrunde, der den Zustand der vegetativen Innervation charakterisiert. Auch Haare in anderen Bereichen erfüllen eine Reihe spezifischer Funktionen. So kommt es beispielsweise bei Reizung der Haare im Nasenvorhof zum Niesen, und bei einer Reizung der Wimpern schließen sich die Augenlider.

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