Semaglutid hilft bei Herzinsuffizienz unabhängig von Gewichtsverlust

Niedrig dosiertes injizierbares Abnehmmedikament Semaglutid kann die Symptome einer schwer behandelbaren Herzinsuffizienz durch direkte Wirkungen auf Herzmuskel und Blutgefäße lindern, obwohl kein signifikanter Gewichtsverlust eintritt. Dies geht aus vorläufigen Ergebnissen einer Studie hervor, die auf den Basic Cardiovascular Science Sessions (BCVS 2025) der American Heart Association vorgestellt wurde. Die Tagung findet vom 23. bis 26. Juli 2025 in Baltimore statt. Auf der Tagung werden die neuesten Fortschritte in Innovation und Forschung der Kardiologie präsentiert.

Herzinsuffizienz tritt auf, wenn das Herz nicht genügend sauerstoffreiches Blut pumpen kann, um den Bedarf des Körpers zu decken. Dies führt zu Kurzatmigkeit, Müdigkeit und anderen Symptomen. Eine Form der linksseitigen Herzinsuffizienz, die sogenannte diastolische, tritt auf, wenn sich die linke Herzkammer aufgrund einer Muskelverdickung nicht richtig entspannen kann. Infolgedessen füllt sich das Herz zwischen den Herzschlägen nicht ausreichend mit Blut. Diese Form wird als Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF) bezeichnet.

„HFpEF ist ein großes und wachsendes Problem der öffentlichen Gesundheit und ist für etwa die Hälfte aller Fälle von Herzinsuffizienz verantwortlich. Sie tritt immer häufiger auf, da die Bevölkerung altert und die Zahl der Menschen mit Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit zunimmt“, sagte Studienautor Mahmoud Elbatreek, PhD, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Herzchirurgie am Smidt Heart Institute des Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles.

Viele Menschen mit HFpEF leiden auch an Adipositas. Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat Semaglutid derzeit nicht zur Behandlung von HFpEF zugelassen. In der 2023 veröffentlichten klinischen STEP-HFpEF-Studie reduzierten wöchentliche Injektionen einer Standarddosis Semaglutid die Symptome bei Menschen mit Adipositas und HFpEF signifikant, steigerten ihre körperliche Leistungsfähigkeit und verbesserten ihre Lebensqualität. „Doch eine große Frage blieb: Ist der Hauptnutzen von Semaglutid lediglich auf den Gewichtsverlust zurückzuführen oder hat es auch direkte Vorteile für Herz und Blutgefäße?“, sagte Elbatrik.

In der neuen Studie verwendeten Elbatrik und Kollegen zwei Tiermodelle, die Menschen mit HFpEF sehr genau nachahmen. Ratten mit genetischer Veranlagung zu Fettleibigkeit und Schweine wurden hohem Blutdruck ausgesetzt und mit salzhaltiger, fettreicher Nahrung gefüttert. Um die direkten Auswirkungen von Semaglutid auf Herz und Blutgefäße unabhängig von den bekannten Gewichtsverlusteffekten zu beobachten, wurden die Tiere in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt wöchentlich Injektionen einer niedrigen Dosis Semaglutid, während die andere (Kontroll-)Gruppe ein Placebo erhielt.

Die Studie ergab, dass die Behandlung mit niedrigen Dosen Semaglutid trotz fehlendem signifikanten Gewichtsverlust zu Folgendem führte:

• Steigerung der körperlichen Ausdauer (um 58 %);
• Verbesserung der Fähigkeit der Herzkammer, sich zu entspannen und mit Blut zu füllen (um 61 %);
• Verringerung der Narbenbildung im Herzen (um 37 %);
• Verringerung der Fettmenge im Herzen und in der Leber (um 65 % bzw. 42 %);
• Verbesserung der Gefäßfunktion (um 52 %).

„Die wirkliche Überraschung und ehrlich gesagt die aufregendste Entdeckung für uns war, wie viele direkte positive Effekte Semaglutid auf die Herz-Kreislauf-Funktion hatte, obwohl kein signifikanter Gewichtsverlust eintrat“, sagte Elbatrik.

„Unsere Ergebnisse könnten eine neue Behandlungsoption für mehr Menschen mit HFpEF bieten, darunter auch für diejenigen, die nicht fettleibig sind oder keine höheren Dosen Semaglutid einnehmen können. Das ist ermutigend, da die Verwendung einer niedrigeren Dosis des Medikaments wahrscheinlich zu weniger Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen führt“, fügte er hinzu.

Amanda Vest, MD, Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses für akute Herzbehandlung und allgemeine Kardiologie der American Heart Association, kommentierte: „Diese Tierstudie ist interessant, da die Ergebnisse leicht von dem Muster abweichen, das in der klinischen STEP-HFpEF-Studie bei Menschen mit Adipositas und Herzinsuffizienz beobachtet wurde. In der STEP-HFpEF-Studie war ein größerer Gewichtsverlust mit einer stärkeren Verbesserung der Symptome und der funktionellen Kapazität verbunden.“