Kreatin aus der Nahrung kann chronische Verstopfung lindern und die Verdauung verbessern

Eine neue Studie zeigt, dass eine höhere Kreatinzufuhr aus Fleischprodukten Verstopfung lindern kann, insbesondere bei Männern und jungen Erwachsenen. Dies bietet eine mögliche diätetische Lösung für ein häufiges Verdauungsproblem.

Eine in Frontiers in Nutrition veröffentlichte Studie berichtet, dass eine höhere Kreatinaufnahme aus Fleischproteinquellen dazu beitragen kann, das Risiko einer chronischen Verstopfung zu verringern.

Hintergrund

Chronischer Durchfall und Verstopfung sind die häufigsten Formen von Magen-Darm-Erkrankungen und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Verschiedene Faktoren können zu diesen Beschwerden beitragen, darunter Ernährung, körperliche Aktivität, Alter, Geschlecht und Grunderkrankungen wie Reizdarmsyndrom, entzündliche Darmerkrankungen und Stoffwechselstörungen.

Kreatin ist eine körpereigene organische Verbindung, die hauptsächlich in der Muskulatur vorkommt. Es wird im Körper aus drei Aminosäuren synthetisiert und spielt eine Schlüsselrolle im Muskelenergiestoffwechsel. Kreatin kann auch über Nahrungsmittel wie rotes Fleisch und Fisch aufgenommen werden.

Neue Erkenntnisse deuten auf eine potenzielle therapeutische Wirksamkeit von Kreatin bei einer Vielzahl von Erkrankungen hin, darunter neurodegenerative und kardiovaskuläre Erkrankungen. Begrenzte Erkenntnisse deuten zudem darauf hin, dass eine Kreatin-Supplementierung die gastrointestinale Motilität und Funktion sowie die Zusammensetzung der Darmmikrobiota beeinflussen kann.

Angesichts der möglichen Auswirkungen von Kreatin auf die Darmgesundheit war das Ziel der vorliegenden Studie, den Zusammenhang zwischen der Kreatinaufnahme über die Nahrung und dem Risiko von chronischem Durchfall und Verstopfung bei US-amerikanischen Erwachsenen ab 20 Jahren zu untersuchen.

Studie

Die Autoren führten eine Sekundäranalyse der Daten von 10.721 Teilnehmern der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) von 2005 bis 2010 durch, die vom National Center for Health Statistics (NCHS) durchgeführt wird, um den Gesundheits- und Ernährungszustand von Kindern und Erwachsenen in den Vereinigten Staaten zu bewerten.

Informationen zur Kreatinaufnahme aus tierischen Quellen und zum Auftreten von chronischem Durchfall und Verstopfung wurden aus der NHANES-Datenbank extrahiert.

Der Zusammenhang zwischen der Kreatineinnahme und dem Risiko für chronischen Durchfall und Verstopfung wurde mithilfe geeigneter statistischer Methoden untersucht. Der mögliche Einfluss demografischer Faktoren (Alter, Geschlecht, körperliche Aktivität) und Komorbiditäten (Diabetes und Bluthochdruck) auf diesen Zusammenhang wurde ebenfalls untersucht.

Wichtigste Ergebnisse

Die Studie ergab, dass die Kreatinaufnahme aus tierischen Produkten mit einer signifikanten Verringerung des Risikos chronischer Verstopfung verbunden war. Insbesondere war eine zehnfache Erhöhung der absoluten Kreatinaufnahme mit einer 19%igen Verringerung des Verstopfungsrisikos verbunden. Bei chronischem Durchfall wurde jedoch kein signifikanter Effekt festgestellt.

Untergruppenanalysen zeigten, dass die beobachteten Vorteile einer Kreatin-Supplementierung bei Männern, Teilnehmern unter 48 Jahren und Personen ohne Bluthochdruck, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen größer waren.

Bedeutung der Studie

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Einnahme von Kreatin aus tierischen Produkten das Risiko einer chronischen Verstopfung verringern kann. Das Durchfallrisiko wird durch die Einnahme von Kreatin jedoch nicht signifikant beeinflusst.

Die positiven Effekte von Kreatin auf chronische Verstopfung waren zudem bei Männern, jüngeren Erwachsenen, Rauchern, Alkoholikern, körperlich aktiven Personen und Personen ohne Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen stärker ausgeprägt. Die Autoren weisen darauf hin, dass diese Zusammenhänge in bestimmten Untergruppen signifikant sind, weisen jedoch darauf hin, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt und kein Ursache-Wirkungs-Verhältnis festgestellt werden kann.

Einige präklinische Tierstudien haben gezeigt, dass Kreatin Verstopfung lindern kann, indem es die Zusammensetzung der Darmflora, die Integrität der Darmbarriere und die Zusammensetzung der Gallensäure im Stuhl verändert. Kreatin kann außerdem den Darmstoffwechsel und die Darmmotilität verbessern, indem es die Hydratation der Darmepithelzellen erhöht.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kreatin in der Nahrung bei Männern möglicherweise einen stärkeren Schutz vor Verstopfung bietet als bei Frauen. Dies könnte auf Unterschiede im Hormon- und Stoffwechselverlauf zurückzuführen sein. Insbesondere gibt es Hinweise darauf, dass Testosteron, ein männliches Sexualhormon, über den Gallensäure-Signalweg die Zusammensetzung der Darmflora beeinflusst. Darüber hinaus fördert Testosteron die Kreatinaufnahme und stärkt die Darmbarriere.

Die Studie ergab keinen Effekt von Kreatin auf Verstopfung bei Menschen mit Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes. Der fehlende Effekt könnte auf eine Gefäßfunktionsstörung bei Bluthochdruck zurückzuführen sein, die wiederum die Durchblutung und die Darmflora beeinträchtigt. Zudem leiden Diabetiker häufig an gastrointestinalen Komplikationen (z. B. Gastroparese und Verstopfung), die die Fähigkeit von Kreatin zur Verbesserung der Darmfunktion einschränken können.

Die Forscher führten Interaktionstests durch und stellten fest, dass das Geschlecht den Zusammenhang zwischen Kreatinaufnahme und Verstopfungsrisiko signifikant veränderte. Bei Durchfall wurden keine derartigen Wechselwirkungen festgestellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kreatin aus tierischen Quellen eine mögliche diätetische Intervention zur Behandlung chronischer Verstopfung sein könnte.

Das Querschnittsdesign der Studie erlaubt es nicht, eine Kausalität der beobachteten Zusammenhänge festzustellen. Weitere experimentelle Arbeiten sind erforderlich, um die biologischen Mechanismen zu untersuchen, die der Verbesserung der Darmgesundheit unter dem Einfluss von Kreatin in verschiedenen Untergruppen zugrunde liegen.

Die Studie nutzte die NHANES-Datenbank, die selbstberichtete Ernährungsdaten enthält. Dieser Ansatz ist häufig mit Erinnerungsfehlern und Ungenauigkeiten behaftet. Darüber hinaus enthält die Datenbank keine Informationen über die Dauer und Dosierung der Kreatin-Supplementierung. Zukünftige Studien sollten diese Faktoren berücksichtigen, um die Auswirkungen von Kreatin auf die Darmgesundheit besser zu verstehen.