Zehnjährige Studie zeigt: Längere Trauer verdoppelt Sterberisiko fast

Trauer nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist eine natürliche Reaktion, ein unvermeidlicher Teil des Lebens und der Liebe. Doch für einige wenige Hinterbliebene kann die Trauer so überwältigend sein, dass sie zu körperlichen und psychischen Erkrankungen führt, selbst wenn sie formal nicht für eine psychische Erkrankung, bekannt als anhaltende Trauerstörung, in Frage kommen. Studien haben beispielsweise gezeigt, dass Menschen, die kürzlich einen geliebten Menschen verloren haben, häufiger medizinische Versorgung in Anspruch nehmen und eine höhere kurzfristige Sterblichkeitsrate aufweisen.

Dänische Forscher haben nun gezeigt, dass Menschen, die dauerhaft unter intensiver Trauer leiden, häufiger medizinische Hilfe in Anspruch nehmen und im Verlauf von zehn Jahren ein höheres Sterberisiko haben. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Frontiers in Public Health veröffentlicht.

„Dies ist die erste Studie, die die langfristige Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und die Sterblichkeitsmuster über ein Jahrzehnt nach einem Verlust in einer großen Kohortenstudie untersucht“, sagte Dr. Mette Kjaergaard Nielsen, Postdoktorandin an der General Practice Research Unit in Aarhus, Dänemark, und Hauptautorin der Studie.

Trauerverläufe

Zuvor hatten Nielsen und Kollegen in dieser Kohorte fünf häufige Trauerverläufe anhand der Veränderungen der Trauersymptomintensität in den ersten drei Jahren nach dem Verlust identifiziert. Sie bewerteten diese mithilfe des validierten Fragebogens „Prolonged Grief-13“ (PG-13), der 13 Fragen umfasst.

Personen mit einer niedrigen Trauerkurve (38 %) zeigten konstant geringe Trauersymptome, während 6 % eine hohe Trauerkurve mit konstant erhöhten Symptomen aufwiesen. Die anderen drei Kategorien lagen zwischen diesen Extremen: 18 % und 29 % zeigten eine hohe, aber abnehmende Trauerkurve bzw. eine moderate, aber abnehmende Trauerkurve. 9 % hatten einen späten Beginn, wobei die Symptome etwa sechs Monate nach dem Verlust ihren Höhepunkt erreichten.

In der aktuellen Studie begleiteten die Forscher die Teilnehmer zehn Jahre lang bis 2022 und schlossen diejenigen aus, die bereits früher verstorben oder ausgewandert waren. Dazu nutzte das Team Daten aus dem dänischen Gesundheitsregister, um zu schätzen, wie oft jeder Teilnehmer eine Gesprächstherapie bei einem Hausarzt oder Facharzt erhielt oder Rezepte für Psychopharmaka bekam. Aufzeichnungen aus dem dänischen Todesursachenregister lieferten Informationen zu Todesfällen jeglicher Ursache.

Warnsignale erkennen

Unterschiede in der Häufigkeit der Inanspruchnahme dieser Gesundheitsdienste zwischen den fünf Verläufen waren nach den ersten acht Jahren nicht mehr statistisch signifikant, die Übersterblichkeit unter den Teilnehmern mit hohem Verlauf blieb jedoch während der gesamten zehnjährigen Nachbeobachtung deutlich.

Was könnte der physiologische Grund für die erhöhte Sterblichkeit sein? Die Forscher sind sich noch nicht sicher.

„Wir haben bereits einen Zusammenhang zwischen einem hohen Maß an Trauersymptomen und einer höheren Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychischen Problemen und sogar Selbstmord festgestellt. Der Zusammenhang mit der Gesamtmortalität bedarf jedoch weiterer Untersuchungen“, sagte Nielsen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass bei Personen mit einem hohen Risiko für eine Trauerphase frühzeitig eine Intervention in Betracht gezogen werden könnte, da die Daten zeigten, dass bei ihnen vor dem Verlust häufiger Psychopharmaka verschrieben wurden.

„Die Gruppe mit der ‚starken Trauer‘ hatte im Durchschnitt ein niedrigeres Bildungsniveau, und ihr stärkerer Medikamentengebrauch vor dem Verlust deutet auf Anzeichen einer psychischen Verletzlichkeit hin, die nach dem Verlust zu größerem Leid führen kann“, sagte Nielsen.

„Ein Hausarzt sucht nach früheren Anzeichen einer Depression oder anderer schwerer psychischer Probleme. Er kann den Patienten dann eine individuelle Betreuung in seiner Hausarztpraxis anbieten oder sie an einen privaten Psychologen oder eine weiterführende Klinik überweisen. Er kann auch Trauerbegleitung mit Schwerpunkt auf der psychischen Gesundheit anbieten“, schlug Nielsen vor.